Wien – Ab Dienstag bemühen sich die Hofburg-Bewerber um Unterstützung der Wahlberechtigten. Vorerst geht es noch nicht ums Kreuz auf dem Stimmzettel, sondern um 6.000 Unterschriften. So viele sind nötig, um am 18. März einen Wahlvorschlag einreichen zu können und damit am 24. April auf dem Stimmzettel zu stehen.

Jeder Österreicher, der am Stichtag 23. Februar wahlberechtigt ist, kann für jeweils einen Österreicher, der älter als 35 Jahre ist, eine Unterstützungserklärung abgeben. Damit die Unterschrift gültig ist, muss er aufs Gemeindeamt beziehungsweise den Magistrat gehen. Dort wird bestätigt, dass er am 23. Februar wahlberechtigt war.

Griss dürfte es schaffen

Auch wenn bei der Hofburg-Wahl Unterschriften von Abgeordneten nicht mehr zählen als die anderer Wahlberechtigter, ist es für Kandidaten, die sich auf den Apparat einer Nationalratspartei stützen können, kein Problem, 6.000 Unterschriften zusammenzubekommen. Das sind heuer Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Andreas Khol (ÖVP), Norbert Hofer (FPÖ) und Alexander Van der Bellen (Grüne). Auch die mit der Hypo-Kommission bekannt gewordene Irmgard Griss wird es wohl schaffen.

Gute Chancen haben Elfriede Awadalla – die bei der Wien-Wahl für das KPÖ-Piraten-Bündnis Wien anders antrat – und Robert Marschall, der bei der EU-Wahl 2014 als Spitzenkandidat mit der Liste EU-Stop fast 78.000 Wähler erreichte. Schon einmal die Kandidatur – und in der Wahl 9,91 Prozent – geschafft hat Richard Lugner im Jahr 1998. Er versucht es heuer wieder.

Schwierig für Unbekannte

Schwierig wird das Unterschriftensammeln für eine Reihe wenig bekannter Personen. Das sieht man am pensionierten Richter Martin Wabl, der dreimal gescheitert ist und heuer den vierten Anlauf unternimmt. Erstmals probieren es der Autor und Künstler Adrien Luxemburg, der frühere Hochseekapitän und jetzige Unternehmensberater Gustav Jobstmann, der laut eigener Website "arbeits- und parteilose" Gernot Pointner, der Generalsekretär der Interessengemeinschaft liberales Waffenrecht in Österreich, Georg Zakrajsek, der Wiener Arzt Thomas Unden, die steirische Energetikerin und Kosmologin Karin Kolland, Thomas Reitmayer vom Österreich-Ableger der deutschen Satiretruppe "Die Partei" und Erich Körner-Lakatos, Publizist und laut Presseinfo "Befürworter einer Flüchtlingspolitik à la Viktor Orbán".

Keine Rolle spielt, wie viele Unterstützungserklärungen über die 6.000 hinaus ein Bewerber erhält. Gereiht wird auf dem Stimmzettel nach dem Alphabet.

Mit seiner Länge könnte der Stimmzettel heuer einen Rekord erreichen: Schaffen es neben den vier Parteikandidaten und Griss noch zwei weitere Bewerber, ist er lang wie nie zuvor. Selbst sechs Bewerber gab es bisher nur 1951 bei der ersten Volkswahl. Ziemlich sicher ist damit, dass der Bundespräsident nicht gleich nach dem ersten Wahlgang am 24. April feststeht. Denn dafür bräuchte ein Bewerber mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen – was schon bei vier Parteibewerbern sehr unwahrscheinlich ist. Es wird also so gut wie sicher eine Stichwahl am 22. Mai nötig sein. (APA, 22.2.2016)