Wien steht in der vieldiskutierten Mercer-Studie wieder an der Spitze.

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Wien – Eine Großstadt mit höherer Lebensqualität als Wien gibt es laut dem Beratungsunternehmen Mercer auch 2016 nicht. Die am Montag veröffentlichte "Quality of Living"-Studie reiht Österreichs Hauptstadt zum siebenten Mal an die Spitze, dieses Jahr vor Zürich (Schweiz) und Auckland (Neuseeland) – die weiteren "Top 10 Cities" sind die deutschen Städte München, Düsseldorf und Frankfurt, Vancouver (Kanada), Genf (Schweiz), Kopenhagen (Dänemark) und Sydney (Australien). Metropolen wie New York, London, Paris und Tokio scheinen nicht auf den ersten 30 Rängen auf.

Die höchste Platzierung in Asien erreichte Singapur (Platz 26), lebenswerteste Stadt Südamerikas ist laut der Studie Montevideo (Uruguay, Rang 78) und in der Region Afrika und Arabien Dubai (Vereinigte Arabische Emirate, Platz 75). Die Großstädte mit der weltweit niedrigsten Lebensqualität waren demnach Bagdad (Irak), Bangui (Zentralafrikanische Republik) und Sanaa (Jemen).

Kriminalitätsbekämpfung, Schulwesen, Kulturangebote

Die 230 Städte lange Liste wurde nach den Ergebnissen einer zwischen September und November 2015 durchgeführten Untersuchung gereiht. Befragt wurden dafür jeweils Beschäftigte internationaler Unternehmen im Auslandseinsatz.

Analysiert wurden 39 Faktoren, gebündelt in zehn Kategorien, die für die Bewohner einer Stadt als relevant erachtet werden – darunter politische Stabilität und persönliche Entfaltungsmöglichkeiten, geringe Kriminalität, Elektrizitätsversorgung, niedrige Mietpreise, öffentlicher Verkehr, Grünraum, Luft- und Wassergüte, Medizin- und Schulwesen, Pressefreiheit, Sport-, Freizeit-, Kultur- und Einkaufsangebote.

Häupl ist zufrieden, FPÖ-Klubchef Nepp nicht

Wie jedes Jahr wurde das Ergebnis der Studie von der Wiener Stadtregierung mit Wohlwollen aufgenommen. Bürgermeister Michael Häupl und Renate Brauner, Stadträtin für Internationales (beide SPÖ), sprachen in einer Aussendung von einem "wichtigen Ausweis im internationalen Städtevergleich": Wien sei eine Stadt, "die weltweit wie keine andere für ein Leben in Sicherheit mit hohen sozialen Standards, mit preiswertem Wohnraum, mit hervorragender Infrastruktur und einem ausgezeichneten kulturellen Angebot für alle unsere BewohnerInnen und Gäste" steht.

Ebenso absehbar fiel die Reaktion der städtischen Opposition aus. Dominik Nepp, FPÖ-Klubchef im Rathaus, geht davon aus, "dass es sich bei der Mercer-Studie um eine reine Managerstudie handelt", sein Parteikollege, Vizebürgermeister Johann Gudenus, spricht von "hochbezahlten Topangestellten".

Der Klubobmann der Wiener ÖVP, Manfred Juraczka, schrieb in einer Aussendung: "Alle Jahre wieder wird seitens der SPÖ der Versuch gestartet, die gravierenden Missstände in Wien durch die Mercer-Studie zu kaschieren. Und neuerlich dürfen wir darauf hinweisen, was die Mercer-Studie eigentlich ist: eine Befragung unter ausländischen Managern." Laut Mercer wurden Expatriates befragt, also ins Ausland entsandte Facharbeiter und -angestellte.

Nepp empfahl Häupl, sich einmal "jene Studien zu Gemüte zu führen, die sich tatsächlich auf Aussagen von Wienerinnen und Wienern stützen, wie etwa das Eurobarometer der Europäischen Kommission". Diese Studie kam jüngst zu dem Ergebnis, dass 96 Prozent der Wiener mit ihrer Heimatstadt zufrieden sind. (Michael Matzenberger, 23.2.2016)