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Tina Fey und Amy Poehler in ihrer aktuellen Komödie "Sisters".

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Ursula Wolschlager: "Das Gesamtergebnis ist wesentlich: Frauenfiguren zu zeichnen, die als eigenständige Protagonistinnen existieren."

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STANDARD: Was macht den großen Erfolg amerikanischer Komödiantinnen wie Amy Schumer, Amy Poehler und Tina Fey aus?

Ursula Wolschlager: In erster Linie, dass man sie lässt. Tina Fey schreibt darüber in ihrem Buch "Bossypants: Haben Männer Humor?". Außerdem der Umstand, dass es in den USA so viele unterschiedliche TV-Sender gibt. Das macht das "amerikanische Serienwunder" erst möglich. Bei dem sehr großen englischsprachigen Markt reicht auch eine spezielle Zielgruppe für einen Erfolg. Ganz anders als im großen Hollywoodkino, wo mittlerweile alles global bis nach Russland und China funktionieren muss. Das ist dann oft so schwachsinnig, dass es kein halbwegs intelligenter Mensch ansehen kann.

STANDARD: Hat der Erfolg der feministischen Komödiantinnen etwas mit der ausgeprägten amerikanischen Political Correctness zu tun, beziehungsweise wäre er ohne diese gar nicht möglich?

Wolschlager: Schwierige Frage. Ob gerade mit der amerikanischen PC, weiß ich nicht. Das funktioniert ja auch in den sogenannten Culture-Clash-Komödien, die das Zusammenleben verschiedener Kulturen thematisieren, das waren in den letzten Jahren die erfolgreichsten europäischen Filme. Vor allem Frankreich ist spezialisiert darauf. Aber auch deutsche Filme wie "Fack ju Göhte" räumen mit der PC auf. Es ist wahnsinnig schwierig, anhand von PC-Kriterien über Komödien zu sprechen. Ich glaube, es ist nicht möglich, mit dem Anspruch, in jedem Detail PC zu sein, Komödien zu machen, weil Figuren, die alles richtig machen, meistens nicht lustig sind. Ich finde, da ist vor allem das Gesamtergebnis wesentlich: Frauenfiguren zu zeichnen, die als eigenständige Protagonistinnen existieren und nicht erst zum Leben erwachen, wenn ihnen die männliche Hauptfigur die Brille abnimmt.

STANDARD: Sie selbst entwickeln gerade zwei Komödien von und mit Frauen, darunter eine Liebeskomödie nach einer Idee von Nina Proll mit dem Arbeitstitel "Komplett von der Rolle", in der sie auch die Hauptrolle spielen wird. Worum geht es da?

Wolschlager: Es geht um eine erfolgreiche Schauspielerin, die von einem Tag auf den anderen vor der Situation steht: Job weg, Mann weg. Sie verliebt sich in einen Feuerwehrmann, der leider mit Herz und Hose an seiner Ex-Frau hängt.

STANDARD: Hat die Entwicklung dieser Komödie etwas mit dem Erfolg von "Vorstadtweiber" zu tun?

Wolschlager: Wir arbeiten schon seit 2012 an dem Projekt. Ich habe schon vor vielen Jahren mit Regisseurinnen und Autorinnen wie Barbara Albert und Kathrin Resetarits zusammengearbeitet, weil mir das ein Anliegen ist.

STANDARD: Die zweite Komödie, an der Sie mit Witcraft Szenario arbeiten, ist eine Gangsterinnenkomödie namens "Kaviar" von Elena Tikhonova. Da geht es unter anderem um den österreichisch-russischen Culture-Clash. Spielen auch dabei Frauen eine Rolle?

Wolschlager: Ja, es geht um Russinnen in Wien. Die Geschichte spielt im Jetset. Die Protagonistin, eine Dolmetscherin, muss sich mit den verrückten Ideen eines Oligarchen herumschlagen, der von einer schönen, großen Villa im Zentrum von Wien träumt. Grinzing ist ihm zu weit draußen, da denkt er sich: warum nicht auf der Schwedenbrücke? In der Geschichte werden alle Klischees über reiche Russinnen überboten, gebrochen und lösen sich damit in Luft auf.

STANDARD: Funktioniert Humor nicht nur auf einer nationalen Ebene? Werden den Film auch Russinnen lustig finden?

Wolschlager: Ich habe lange in Russland gelebt. Wir werden das zweisprachig produzieren. Bis jetzt war das Feedback aus Russland sehr positiv.

STANDARD: Sie betreiben mit dem FC Gloria die Vernetzung von Frauen im Filmbusiness. Bemerken Sie auch da eine verstärkte Zuwendung zur Komödie?

Wolschlager: Nicht zwingend. Gerade bei dem Film über die Russinnen war es bisweilen schwierig, das den Frauen in den Kommissionen schmackhaft zu machen. Insgesamt bekommen Frauen ja nur 22 bis 25 Prozent der Filmförderungen, also machen sie insgesamt auch weniger Filme. Die meisten dieser Filme sind in anderen Genres angesiedelt, auch weil es in der Komödie weniger Vorbilder gab. Das ändert sich ja nun gerade. (Tanja Paar, 24.2.2016)