Caracas/Abu Dhabi/Wien – Die Pendeldiplomatie von Vertretern erdölproduzierender Länder wird intensiver. Je länger die Preise für das schwarze Gold im Keller bleiben, desto größer wird die Finanznot in den Förderländern. Jetzt dringt auch der Irak auf schnelle Maßnahmen zur Stabilisierung des Ölpreises.

Sollte dies nicht gelingen, drohe den Ölproduzenten schwerer Schaden, der erst nach langer Zeit wieder behoben werden könnte, sagte Iraks Opec-Gesandter Falah Alamri am Mittwoch bei einem Branchentreffen in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Emirate.

Irakisches Fragezeichen

Ob sich der Irak, hinter Saudi-Arabien zweitgrößtes Förderland der Organisation ölexportierender Länder (Opec), an dem Vorstoß zur Deckelung der Fördermengen beteiligt, ließ das Land offen. Man sei zur Zusammenarbeit bereit, der Preiseinbruch sei aber nicht durch den Irak verursacht, sagte Alamri.

Die Förderländer Russland, Saudi-Arabien, Venezuela und Katar hatten sich vor einer Woche darauf verständigt, die Produktion auf dem Niveau vom Jänner dieses Jahres einzufrieren. Bedingung ist aber, dass sich auch andere große Ölländer beteiligen.

Größtes Hindernis für ein Abkommen im Kampf gegen die Talfahrt des Ölpreises ist der Iran. Das Land ist nach der Aufhebung der Atomsanktionen erst seit kurzem wieder zurück auf dem Ölmarkt und möchte seine Fördermenge zunächst auf das Niveau von vor Verhängung der internationalen Strafmaßnahmen anheben.

Neuer Anlauf

Venezuela, das von der Talfahrt der Ölpreise von 100 Dollar je Fass (159 Liter) und mehr Richtung 30 Dollar besonders hart betroffen ist, hat unterdessen einen neuen Anlauf zur Stabilisierung des Marktes unternommen. Man habe mit Russland, Saudi-Arabien und Katar über ein Treffen Mitte März gesprochen, sagte Ölminister Eulogio Del Pino. Venezuela rechne damit, dass mehr als zehn Opec- und Nicht-Opec-Länder daran teilnehmen. Ort und Termin müssten noch fixiert werden.

Zur Wochenmitte standen die Ölpreise erneut stark unter Druck, nachdem tags zuvor schon höher als erwartete Lagerbestände in den USA für billigere Notierungen gesorgt hatten. Die für Europa preisbestimmende Nordseesorte Brent kostete am Mittwochnachmittag 32,44 Dollar je Fass, das waren 1,5 Prozent weniger als am Dienstag. (Reuters, stro, 24.2.2016)