Lila Tretikov räumt den Wikimedia-Chefposten mit Ende März.

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Lange soll es innerhalb der Wikimedia Foundation, der Stiftung die für die Finanzierung und Weiterentwicklung von Projekten wie der Wikipedia zuständig ist, schon gegärt haben. Nun hat ihre Chefin ihren Rückzug angekündigt. Lila Tretikov legt ihr Amt mit Ende März nieder.

Von der großen Spenden-Akkumulation über den intransparenten Umgang mit Projekten reichte die Kritik an Tretikov. Zuletzt waren etwa mittlerweile zusammengestutzte Pläne durchgesickert, eine eigene Suchmaschine namens "Knowledge Engine" umzusetzen. Diese hätte wieder mehr Nutzer auf die Plattform führen sollen, die unter einem Besucherrückgang und einem Schwund an freiwilligen Helfern leidet. Doch die Knight Foundation, von der man sich die Finanzierung erhofft hatte, soll nicht dafür zu begeistern gewesen sein.

Interne Streitigkeiten

Der Wikipedia-Gemeinde stößt dabei übel auf, dass die Idee intern nicht transparent kommuniziert worden war. Fragen wurden nicht beantwortet, nachdem erste Medien von den Plänen erfahren hatten. Und auch der Rückbau des Projekts war erst verspätet bekannt geworden. Mittlerweile geht es nur noch um eine Verbesserung der normalen Suche, berichtet Heise.

In der jüngeren Vergangenheit sind immer mehr Details über die internen Reibereien bekannt geworden. Berichtet wird etwa von einer Betriebsversammlung im November, bei der es zu schweren Meinungsdifferenzen und Kritik an Tretikovs Führungsstil gekommen sein soll. Ein eigener Berater sollte ihr künftig helfen, die Wogen wieder zu glätten – offenbar vergebens.

Board of Trustees bricht Schweigen

Die letzten Tage wurden schließlich überschattet von zahlreichen Abschiedsmails von Wikimedia-Mitarbeitern auf der internen Mailingliste. Auch das Board of Trustees, eine Gruppierung aus Ehrenamtlichen, die sich an der Entscheidungsfindung für Wikimedia-Vorhaben beteiligen, brach sein Schweigen, was den Druck auf die Managerin erhöhte.

Mit einem Chefwechsel alleine dürften die Probleme innerhalb der Wikimedia Foundation allerdings nicht gekittet werden können. Nach dem Abgang vieler erfahrener Angestellter ist derzeit außerdem völlig unklar, wer das Szepter von Tretikov übernehmen wird. (gpi, 26.02.2016)