Cornelia Böhnisch und Katharina Schrott zeigen im Rahmen des digital spring ihr Stück "feed and bleed".


Foto: Toihof

Salzburg – Am Sonntag startet die erste Ausgabe des neuen Medienkunstfestivals digital spring, das unter dem Motto "Artivism" steht. Ein Kunstwort aus Art und (politischem) Activism, von Peter Weibel als "wahrscheinlich erste neue Kunstform des 21. Jahrhunderts" bezeichnet. Welche Möglichkeiten ein breit ausgelegter Begriff von Medienkunst zwischen Resignation und Revolte bietet, möchte das Festival anhand der Diskussion um Flüchtlinge erörtern – vor allem in Hinblick auf die Rolle der digitalen Medien und des digitalen Aktivismus.

Die diversen Projekte wurden mittels Open-Call-Aufrufs eingesammelt, eine Jury hat einige davon ausgewählt, etwa die morgige Eröffnungsveranstaltung Refugee.TV, die vom Filmemacher David Groß initiiert wurde. Mit dabei sind Kollegen wie Martin Hasenöhrl und David Samer sowie Reporter aus Afghanistan, Nigeria, Somalia und dem Irak. Meist waren die Flüchtlinge bereits in der Heimat journalistisch tätig, als Akt der Selbstermächtigung machen sie jetzt in Salzburg ihr eigenes TV-Programm. So werden aus passiven Medienobjekten aktive Gestalter. Die Reportagen laufen in den kommenden Tagen auch im Fotohof, Toihaus und Künstlerhaus.

Am Sonntag startet im Alten Porschehof auch die Installation Wenn ja, in welcher Form, wenn nein, warum nicht von Christina Helena Romirer. Darin geht es um Statements und Fragen, die in sozialen Medien sowie in Zeitungen zum Migrationsthema artikuliert werden. Am Mittwoch spricht der Politikwissenschafter Farid Hafez zum Thema "Islamophobie und Antisemitismus": Gibt es Gemeinsamkeiten und ist ein solcher Vergleich zulässig? Die theoretischen Diskurse zu "Kunst-Aktivismus in Migrationskontexten" werden am Freitag unter Beteili-gung des syrisch-deutschen Künstlers Khaled Barakeh und von André Leipold vom "Zentrum für Politische Schönheit" weiter vertieft. Freier Eintritt bei den meisten Veranstaltungen. (Gerhard Dorfi, 4.3.2016)