Dummheit kommt vor dem Fall. Dergleichen Hohn darf sich Zlatko Junuzovic gefallen lassen, nachdem er zugegeben hat, im Heimspiel seiner Bremer gegen Hannover eine Verwarnung provoziert zu haben, um die fällige Gelbsperre im Auswärtsspiel gegen Bayern München absitzen zu können. Geht ja eh nichts gegen den Rekordmeister. Und im nächsten Spiel, daheim gegen Mainz, geht es dann wieder um Punkte gegen den Abstieg, noch dazu ausgeruht.

Man kann die Dummheit auch schlicht Ehrlichkeit nennen, so oder so ermittelt der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wegen Unsportlichkeit. Sportlich im Sinne des Fußballs wäre es gewesen, die Karte zu kassieren und den Mund zu halten. So wie es der Mannschaftskollege Clemens Fritz gemacht hat.

Der Bremer Kapitän besorgte sich seine zehnte Gelbe durch das Festhalten eines Gegners, Junuzovic die fünfte für Verzögerung des Spiels durch mehrmaliges Anlaufen vor einem Freistoß. Lobenswert. Oder, so die Argumentation des Österreichers, hätte er lieber jemanden foulen, eventuell sogar verletzen sollen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen?

Natürlich nicht. Und natürlich sind im Fußball solche Aktionen gang und gäbe. Das Thema ist aber nicht, ob Junuzovic, der naive Schlingel, jetzt eine zusätzliche Strafe ausfassen soll. Die Frage ist, was eine Mannschaft im Abstiegskampf noch wert ist, die sich neun Runden vor Schluss und mit drei Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz auf derartige Aktionen einzulassen müssen glaubt.

Dass Junuzovic und Fritz zumindest mit Duldung der sportlichen Leitung handelten (wenn nicht gar auf Verlangen), steht wohl außer Zweifel. Und da ist die Frage nach dem sportlichen Selbstverständnis zweier Leistungsträger, im Fall Junuzovics gar eines aktuellen Nationalspielers mit höheren Ansprüchen, noch gar nicht gestellt. (Sigi Lützow, 7.3.2016)