Sydney – Koalas und Kängurus zählen zu den bekanntesten Tieren Australiens – und auch zu den am besten erforschten. Viele anderen Säugetiere auf dem fünften Kontinent, die sich weniger Beliebtheit erfreuen, finden in der Forschung hingegen nicht genügend Beachtung, schreiben die Biologen Patricia Fleming und Bill Bateman in einem Beitrag in "Mammal Review".

Australiens Säugetiere würden inoffiziell in "gute" Arten wie Kängurus, Koalas und Echidnas (Schnabeligel), "schlechte" wie die vom Menschen eingeführten Katzen und Kaninchen sowie "hässliche" Arten wie einheimische Fledermäuse und Nagetiere eingeteilt, führte die Wissenschafterin von der westaustralischen Murdoch University aus.

"Die Australier wären wahrscheinlich überrascht, wie viele einheimische Fledermäuse und Nagetiere wir haben", sagte Fleming. Nicht nur von der Allgemeinheit, sondern auch von Wissenschaftern würden Tiere wie die Australische Gespenstfledermaus weitgehend ignoriert.

Angst vor fehlender Aufmerksamkeit?

Die Forscherin vermutet, manche Wissenschafter schreckten womöglich auch vor Untersuchungen weniger beliebter Arten zurück, weil sie fürchteten, dass ihre Ergebnisse wegen mangelnden Interesses nicht veröffentlicht würden. "Für die Mehrheit der Arten haben Forscher kaum mehr getan, als ihre Existenz festzuhalten", kritisierte Fleming.

Es sei aber wichtig, ihre Fress- und Fortpflanzungsgewohnheiten und die Auswahl ihrer Lebensräume zu dokumentieren. Ohne diese Kenntnisse könne es leicht passieren, dass diese Arten unwissentlich durch Eingriffe in die Umwelt in Gefahr gebracht würden.

Koautor Bateman erklärte, seit Beginn der Besiedlung Australiens durch Europäer seien bereits 20 Säugetierarten ausgestorben. 20 weitere seien mittlerweile stark bedroht. "Es wäre tragisch, wenn wir die Ausrottung von noch mehr (Arten) verursachen würden, ohne sie überhaupt zu kennen", sagte der Forscher von der Curtin University zum australischen Rundfunk ABC. (APA, 7.3.2016)