Krzysztof Dobrek am Mittwoch im Orpheum.


Foto: Bistro

Wien – Klarinettist David Krakauer ist ein vielbeschäftigter Musiker. Seine Konzerte sind zu besuchen, seine CDs zu erwerben. Und ist der Fan selbst Musiker, kann es sich begeben, dass er beim selben Festival wie Krakauer tätig wird und ihn kennenlernt. Trägt er allerdings den Wunsch in sich, eine CD mit dem New Yorker aufzunehmen, der sich um die jazzige Neudeutung der Klezmermusik Verdienste erworben hat, steht er vor einem gewissen Dilemma.

Akkordeonist Krzysztof Dobrek hatte dieses Luxusproblem. Denn obwohl man einander kannte – mit dem Amerikaner konkret ins Musikgeschäft zu kommen war keine leichte Übung. "Auch wenn du ihm nicht unbekannt bist, ist es eher heikel. Es ist eigentlich immer der falsche Zeitpunkt: Wenn er vor Konzerten seinen Soundcheck hat, störst du. Nach dem Konzert störst du auch, er will seine Ruhe. Tags darauf? Da ist er schon über den Wolken, es wird also nie konkret."

Dann allerdings begab es sich, dass Krakauer ein Konzert in der Wiener Sargfabrik hatte und dass er zuvor in Prag war. "Wir erfuhren das und fuhren nach Prag, stiegen in denselben Zug wie er." So kam es im ruhigen Ambiente eines Speisewagens zu der Anbahnung jener CD, die nun im Handel ist. "Im Zug war endlich Zeit. Ich zeigte ihm Noten, schließlich hat er gesagt: ,Mach ma das!'"

Warum wollte Dobrek gerade Krakauer? "Es ist seine Intensität. Seit Mitte der 1990er-Jahre höre ich ihn, und nicht unbedingt, weil er Klezmer spielt. Es geht darum, wie er spielt, es ist immer das Wie, das über Qualität entscheidet. Ich erinnere mich an Romabands aus meiner Kindheit in Polen; sie waren unglaublich, egal was sie spielten!"

Safarun

Tatsächlich ist die vielschichtige CD der Band Dobrek Bistro mit David Krakauer stark vom vitalen Ton des New Yorkers geprägt. Gerne hat sich die Band "für Krakauer zurückgenommen", und er dankte es ihr mit einer Emphase, die die Energie impulsiver Sänger in sich trägt. "Wir wollten, dass er aufblüht; und sobald dies geschah, konnten wir mitgehen. Schön war: Während wir schon mit dem Ergebnis zufrieden waren, wollte er Stücke noch einmal aufnehmen."

Man wusste ja nicht, "wie es sein würde. Alles war offen, wir hatten einen Haufen Stücke vorbereitet. Nur die Gage war fix. Darüber kommuniziert man mit dem Management, er sagt nix dazu. Er kommt und ist freundlich." Dobrek und die Seinen sind natürlich allerlei Situationen gewöhnt und entsprechend flexibel. Und so leicht klingt es auch.

Dobrek selbst, der nach seiner Ankunft in Österreich Straßenmusiker war, bis er in Bands und im Burgtheater landete, rostet, was Vielseitigkeit anbelangt, auch nicht ein: Er ist noch immer mit Sängerin Maria Bill unterwegs, "seit 18 Jahren schon, aber mittlerweile nicht mehr sehr viel. Würde ich 20-mal jährlich mit ihr spielen, wäre es zu viel." Projekte gibt es auch mit Mimen wie Cornelius Obonya, sogar bei den Dancing Stars schaut er vorbei. "Ich bin nicht die ganze Zeit dort. Das Akkordeon wird maximal dreimal gebraucht. Ich spiele ein Lied, treffe Kollegen – es ist ein Ausflug in eine andere Welt."

Am Mittwoch ist Dobrek mit Band beim Akkordeonfestival zu hören. Ohne Krakauer. Ihn für eine Tournee zu bekommen ist wiederum ein anderes Problem. "Er hat sich geäußert, er hätte Lust", so Dobrek. Vielleicht 2017. Die Frage ist vielleicht nur, wann Krakauer wieder von Prag nach Wien mit dem Zug fährt ... (Ljubisa Tosic, 8.3.2016)