Noch nie war die Ungleichheit zwischen den Generationen so hoch wie momentan: Das ergab eine Studie des LIS Datacenter, einer Forschungseinrichtung in Luxemburg, über die der britische "Guardian" berichtet. Verglichen wurden darin Gehälter verschiedener Generationen in unterschiedlichen Ländern weltweit.

Verantwortlich für die prekäre Arbeitssituation von Jungen macht der "Guardian" Folgen der Wirtschaftskrise, Auswirkungen der Globalisierung und demografische Entwicklungen. In Kombination seien diese Faktoren daran Schuld, dass die sogenannte Generation Y (die zwischen 1980 und 1995 Geborenen) "von dem Wohlstand, der in westlichen Gesellschaften generiert wird, ausgeschlossen bleibt".

Weltweit arbeiten Junge unter 30 offenbar für weniger Gehalt als die Generationen vor ihnen.
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Besser Pensionist sein?

Während vor 30 Jahren junge Erwachsene meist mehr als den nationalen Durchschnittslohn verdienten, würden sie heute bis zu 20 Prozent unter diesem Niveau liegen. Einkünfte von Pensionisten dagegen seien gestiegen.

Etwa in Deutschland sind in den letzten drei Jahrzehnten die Gehälter der Millennials im Vergleich zum landesweiten Durchschnitt um fünf Prozent gesunken. Besonders dramatisch aber ist die Situation offenbar in Spanien und in Italien. Während das nationale Durchschnittsgehalt hier gestiegen ist, haben Vertreter der Generation Y mit Gehaltsrückgängen von zwölf beziehungsweise 19 Prozent zu kämpfen.

Österreich wurde in der Studie nicht untersucht, vergleichbare Daten existieren nicht. Sepp Zuckerstätter, Experte für Einkommensentwicklung bei der Arbeiterkammer, geht davon aus, dass 25- bis 29-Jährige hierzulande heute etwa zwei bis drei Prozent weniger verdienen als Gleichaltrige vor 20 Jahren.

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Demonstranten wollen in Berlin auf die schlechte Arbeitssituation von Jungen in Europa aufmerksam machen.
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Fatale Folgen

Es sei das erste Mal in der Geschichte – ausgenommen zu Kriegszeiten oder nach Naturkatastrophen –, dass die Gehälter der Jungen insgesamt derart im Vergleich zum Rest der Bevölkerung abfallen, schreibt der "Guardian".

Zitiert wird Angel Gurría, Generalsekretär der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): "Es ist eine schwierige Situation für junge Menschen. Sie wurden von der großen Rezession besonders schwer getroffen, und seither hat sich ihre Situation am Arbeitsmarkt nur wenig verbessert. Das ist ein Problem, das wir dringend angehen müssen."

Denn Aussitzen, so Gurría, habe schwerwiegende Folgen auf die Betroffenen und für die Gesellschaft als Ganzes. Experten warnen vor den fatalen Folgen für den sozialen Zusammenhalt oder die Familienplanung. (lib, 21.3.2016)