Seit 1990 gibt es die Mipim in Cannes, seit damals findet sie im Palais des Festivals statt. Auf 19.000 Quadratmetern präsentieren sich dort knapp 2500 Unternehmen.

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21.400 Immo-Profis werden an der Côte d'Azur erwartet.

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Das Altstadtquartier Büchel im deutschen Aachen, geplant von Chapman Taylor, ist unter den zahlreichen städtebaulichen Projekten, die auf der Mipim ausgestellt werden. 2018 soll dort die Umsetzung beginnen.

Visualisierung: Mipim/DR

Wenn sich von 15. bis 18. März wieder das globale Immobilienbusiness auf dem "Marché international des professionnels de l'immobilier" – kurz Mipim – in Cannes trifft, werden unter den heuer erwarteten rund 21.400 Messebesuchern auch 50 der weltgrößten institutionellen Immobilieninvestoren vertreten sein. Zusammen verwalten sie ein Vermögen von 500 Milliarden US-Dollar.

In zahlreichen Panel-Diskussionen und wohl auch in dem einen oder anderen nicht ganz so öffentlichen Gespräch werden sie Markttrends und -einschätzungen austauschen, Investmentziele und -strategien besprechen, und es wird auch wieder die eine oder andere Party geben – auch wenn manche Immobilienmärkte schon sehr "heiß" sind.

"Die Party läuft noch, aber alle tanzen eher beim Ausgang" – so umriss Philip La Pierre, Investmentleiter Europa beim deutschen Fondsriesen Union Investment, die Stimmung auf der Mipim des Vorjahres. Heuer werde man wohl noch vorsichtiger sein als 2015, so La Pierre, für den derzeit "jeder Markt eine Herausforderung ist".

"Euphorische Stimmung"

Auch Peter Ulm vom österreichischen Wohnimmobilienentwickler 6B47 weist darauf hin, dass es im Vorjahr schon eine "sehr euphorische" Stimmung gegeben habe, er erwartet sich aber zumindest für die diesjährige Mipim nochmals eine Fortsetzung. "Institutionelle Investoren pumpen nämlich nach wie vor wahnsinnige Liquidität in den Markt."

Das weiß auch Eugen Otto, geschäftsführender Gesellschafter des Wiener Maklerhauses Otto Immobilien. Von all der Krisenstimmung rundherum sei der Immobilienmarkt "abgekoppelt" beziehungsweise profitiere eben davon, denn "je größer die Unsicherheit, desto größer das Vertrauen in Immobilien". Das spürt auch der österreichische Immobilieninvestmentmarkt: Ausländische Investoren, immer stärker auch aus Asien, haben die Alpenrepublik auf dem Radar – meist im Zuge von Investments in Deutschland.

"Wie auf der Titanic"

Für Projektentwickler sind das interessante Zeiten – "aber es heißt wachsam bleiben", sagt 6B47-Chef Ulm. "Wir haben jetzt schon sechs bis sieben Jahre eine so euphorische Stimmung." Zur oft heraufbeschworenen Zeit kurz vor dem Platzen der Blase im Jahr 2008 mit der Lehman-Pleite gebe es aber doch große Unterschiede. Die jetzige Generation habe "Lehman und alles, was danach kam", erlebt, "das reine Spekulantentum ist mittlerweile einer Professionalität gewichen".

2006 und 2007 sei die Stimmung auf der Mipim aber tatsächlich "wie auf der Titanic" gewesen, "aber die Marktteilnehmer sind erwachsen und kritischer geworden. Außerdem ist das Business stärker eigenkapitalgesteuert, dadurch weniger krisenanfällig." Fazit: Ja, man feiere zwar noch die eingangs zitierte Party, "aber wir wissen: Es geht nicht ewig so weiter."

Wohnimmobilien im Fokus

Ulm wird als Wohnimmobilienentwickler auf der aktuellen Mipim besonders viel zu hören bekommen, denn das zentrale Messethema lautet diesmal "Housing the World". Im Mittelpunkt werden also Wohnbau und Stadtpolitik stehen, die Veranstalter begründeten das mit dem "steigenden Druck auf den Wohnungsbau in Großstädten, bedingt durch die Abwanderung der ländlichen Bevölkerung in die Ballungsräume, die Entwicklung von Wohnimmobilien als Anlageklasse und die Notwendigkeit, Baumethoden zu überdenken". Und die aktuelle Flüchtlingskrise in Europa wird wohl auch Thema so mancher Unterhaltung sein.

"Auch in der Vergangenheit wurde in Wohnimmobilien investiert", meint Mipim-Direktor Julien Sausset. "Aktuell steigt jedoch die wirtschaftliche, politische und soziale Bedeutung des Bereichs Wohnen durch die Bewegung und Konzentration der Bevölkerung, soziale Veränderungen, Entwicklungen im Umweltbereich und den Bedarf an nachhaltiger Stadtentwicklung. Dadurch rückt dieser Sektor ganz besonders in den Fokus der Investoren."

Teilnehmer aus 89 Staaten ...

Ergänzend zum Konferenzprogramm werden viele Veranstaltungen das zentrale Thema "Housing the World" aufgreifen, beispielsweise der "Mayor's Think Tank", auf dem Bürgermeister und andere Vertreter städtischer Regionen ihre Best Practices auf diesem Gebiet teilen und vergleichen. Außerdem bietet eine neue offene Networking-Veranstaltung zum Thema "Housing" den Akteuren des Sektors "die Möglichkeit, ihr Netzwerk zu erweitern und Kontakte auf internationaler Ebene zu knüpfen" , wie es in einer Pressemitteilung der Messeveranstalter heißt.

... darunter 250 Österreicher

Unter den 21.400 angemeldeten Teilnehmern aus 89 Ländern sind auch zahlreiche ranghohe Politiker vertreten, darunter etwa die Vizebürgermeister von London, Paris und Rotterdam, sowie auch so mancher Minister aus Polen, Indonesien, Brasilien und Russland.

Österreich ist mit einer Abordnung von 250 Personen vertreten, viele davon sind Aussteller am "Austria"-Stand in der Riviera Hall neben dem Palais des Festivals. (Martin Putschögl, 12.3.2016)