Stumpfe Gewalteinwirkung auf den Kopf": Das ist das magere Ergebnis der gerichtsmedizinischen Untersuchung zum Tod des ehemaligen russischen Presseministers Michail Lessin in Washington. Wohlgemerkt, vier Monate hat es gedauert, ehe das Resultat bekanntgegeben wurde. Normalerweise gelten in den USA drei Monate als Frist für erste Ermittlungsergebnisse.

Die Untersuchung wirft Fragen auf. Zunächst einmal ist es kaum glaubhaft, dass die Experten tatsächlich so lange benötigt haben – zumal über die Beerdigung Lessins bereits im vergangenen November berichtet worden war. Warum also die lange Geheimhaltung? Der Ärger der russischen Seite ist hier nachzuvollziehen.

Der ganze Fall ist so dubios wie Lessin zu Lebzeiten selbst. Unklar ist etwa, warum Lessin, dessen Hang zu Luxus bekannt war, in einem Hotel Unterkunft nahm, das zumindest äußerlich an die Plattenbauten der Sowjetära erinnert. Was tat einer der einflussreichsten Männer in Russlands Medienbranche überhaupt in Washington? War er, wie Gerüchte besagen, in Geheimverhandlungen zwischen dem Kreml und dem Weißen Haus involviert?

Die US-Behörden müssen sich jedenfalls mit der Aufklärung beeilen und die Öffentlichkeit über Details der Bluttat informieren. Ansonsten dürfte der Tod des russischen "Propagandaministers" ganz schnell eine neue Propagandaschlacht zwischen Russland und den USA auslösen. (André Ballin, 11.3.2016)