Kamel Daoud, Autor des Romans "Der Fall Meursault – eine Gegendarstellung", prangert das Frauenbild in islamischen Gesellschaften an.

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Köln – Der algerische Autor Kamel Daoud hat die Unterdrückung von Frauen in vielen islamischen Gesellschaften angeprangert. Die Fundamentalisten wollten, dass das richtige Leben erst nach dem Tod stattfinde. Weil man das Leben nicht liebe, hasse man die Frauen, sagte Daoud am Sonntagabend, der über Skype von Algerien aus beim Literaturfestival Lit.Cologne zugeschaltet war. Daoud hatte in den vergangenen Wochen mit einer schonungslosen Analyse der sexuellen Übergriffe in der Kölner Silvesternacht Aufsehen erregt, die hauptsächlich nordafrikanischen Männern zugeschrieben werden.

Fundamentalismus als "Krankheit"

In einem Beitrag für mehrere Zeitungen hatte er die Frauenfeindlichkeit nordafrikanischer Länder angeprangert. Als Ursache sieht er die Tabuisierung von Sex in islamischen Gesellschaften. "Frauen werden als eine Quelle der Destabilisierung betrachtet", schrieb er. Sie würden "nur dann respektiert, wenn sie durch ein Eigentumsverhältnis definiert werden: die Frau von X oder die Tochter von Y".

Bei der Lit.Cologne sagte Daoud, er sehe Fundamentalismus als eine "universelle Krankheit". Es gebe ihn auch in anderen Religionen. "Ich wehre mich deswegen gegen den Islamismus, weil ich ihn erleide", sagte er. Würde er woanders leben, würde er sich den dortigen Ausprägungen von Fundamentalismus widersetzen. (APA, 14.3.2016)