Die Ergebnisse der Tiroler Gemeinderatswahlen würden sich in das Gesamtstimmungsbild einfügen, sagt der Innsbrucker Politologe Ferdinand Karlhofer. "Es hatte sich bereits bei den Wahlen in Oberösterreich abgezeichnet und nun in Tirol und bei den Landtagswahlen in Deutschland bestätigt: Keine Wahl bleibt mehr vom Flüchtlingsthema unberührt." Für Tirol bedeute das: "Die Stimmen gegen Flüchtlinge werden lauter werden."

Denn "vor allem von Hall bis Kufstein", wie Karlhofer ausführt, werden künftig deutlich mehr Freiheitliche in den Gemeinderäten sitzen und dadurch auch "mehr Menschen mediale Aufmerksamkeit bekommen, die sich strikt gegen jede Form der Zuwanderung aussprechen".

"Terraingewinne" nutzen

Durch die "Kehrtwende der Bundesregierung" bei diesem Thema würde sich zwar vorerst die Zahl an ankommenden Flüchtlingen reduzieren, gehe es dann allerdings wieder darum, Unterkünfte zu finden, werde das durch die neue Zusammensetzung der Tiroler Gemeinderäte gewiss nicht einfacher, ist Karlhofer überzeugt. Und: "Der Zustrom wird wieder zunehmen, es ist bloß noch nicht absehbar, wann."

Die blaue Landespartei werde nun versuchen, ihre "Terraingewinne" für die kommenden Landtagswahlen zu nutzen und überall dort, wo die FPÖ bei den Gemeinderatswahlen stark war, im Hintergrund zu agieren, sagt Karlhofer. Landtagswahlen werden in Tirol planmäßig wieder im Jahr 2018 abgehalten.

15 Bürgermeisterinnen

In der Innsbrucker Hofburg wurden indessen am Montag die Bürgermeister jener 277 Gemeinden angelobt, in denen gewählt worden war – darunter 15 Frauen. Zuvor gab es in Tirol – ohne Innsbruck – zehn Bürgermeisterinnen.

Die SPÖ wird künftig 24 Ortschefs stellen, die Freiheitlichen zwei. Es waren zwar auch viele eigenständige Listen angetreten, man kann dennoch sagen: Die ÖVP konnte ihre dominierende Stellung auf Gemeindeebene klar verteidigen. Die Grünen hatten es mit ihrer Kandidatin in Axams erstmals in eine Bürgermeister-Stichwahl geschafft, aus dieser ging allerdings ihr Kontrahent als Sieger hervor. (Katharina Mittelstaedt, 14.3.2016)