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Noch bis Jahresende im Einsatz: das Auge der Steuerbehörde.

Foto: AP/Pleul

Drohnen liegen im Trend – sei es für spektakuläre private Videoaufnahmen, Paketzustellungen, militärische Terrorbekämpfung oder für staatliche Überwachungsdienste. Dass nun in Spanien auch der Fiskus Drohnen einsetzt und aus der Luft nach Steuersündern späht, ist neu.

Bereits 2013 hatte ein technikaffiner Fahnder der spanischen Steuerbehörde Agencia Tributaria (AEAT) eine unter Kollegen nicht unumstrittene Idee: Menorca, zweitgrößte der Baleareninseln im Mittelmeer, aus der Luft per ferngesteuerte Drohne nach illegalen Bauten zu durchforsten.

Seither, und noch vor der Regulierung der Drohnennutzung für die breite Öffentlichkeit, kreist das rotorbetriebene fliegende Auge der AEAT-Steuerfahnder über der Insel. Der Drohneneinsatz ist Teil einer Offensive des Finanzministeriums in Madrid gegen den Betrug im Immobilienbau. Immerhin sind gesammelte Foto- und Videodaten handfeste Beweise und dazu weitaus kostengünstiger als zahllose Helikopterflugstunden.

Umgehung von Auflagen

Trotz Bemühungen, die Umwelt weitgehend unberührt zu belassen, blieb Menorca vom ungebremsten Bauboom an Spaniens Küsten nicht verschont. Sein seit 1993 geltender Status als Unesco-Biosphärenreservat diente dem nur knapp 100.000 Einwohner zählenden Naturjuwel nur bedingt als Schutzschild.

Die Auflagen für Hausbau, Zubauten oder Schwimmbecken im Garten sind jedoch relativ streng. Umso mehr sahen Bauherren und Hausbesitzer von ordnungsgemäßen Bewilligungen und einem daran gekoppelten bürokratischen Hürdenlauf ab. Das scheint sich nun zu rächen.

Mehr als 2.500 unrechtmäßige Bauten, davon 2.000 Häuser, wurden bislang von der Drohne erspäht. Die Zahl dürfte jedoch noch weit höher liegen: Die Luftaufnahmen der größten Gemeinden der Insel, Maó und Ciutadella, befinden sich erst in Auswertung.

Zudem weigert sich die Gemeinde Sant Lluís mit 7.500 Einwohnern vehement, ihre Katasterdaten – das Verzeichnis aller Grundstücke und ihrer Bebauung – offenzulegen. Hier wird, wie spanienweit vielerorts lange Zeit Usus, ein korruptes Verhältnis zwischen der Lokalverwaltung und dem Bau- und Touristikwesen vermutet. Laut Berichten der Lokalzeitung "Diario de Menorca" sind knapp 5,5 Prozent aller insgesamt 45.754 Bauten (Stand 2015) auf Menorca nicht korrekt registriert.

Die Betrugsbekämpfung per Drohne soll nicht nur Bausünden und Vergehen aufspüren, die Eintreibung von Bußgeldern ermöglichen und Besitzer zu korrekten Haus- und Grundsteuerzahlungen bewegen – Stichwort Selbstanzeige –, man erhofft sich auch eine abschreckende Wirkung. Primär geht es laut der Steuerbehörde AEAT jedoch darum, "die Umwelt und das einzigartige Ökosystem Menorcas vor weiterem Wildwuchs zu schützen". Noch bis zum Jahresende soll die Drohne weiter Ausschau halten, heißt es. (Jan Marot aus Granada, 15.3.2016)