Der Name ist Programm: Das Längental zieht sich gehörig in die Länge. Ganz an seinem Ende steht der Längentaler Weißer Kogel, ein beliebter, recht zahmer Skitouren-Dreitausender – zumindest, was die skitechnischen Schwierigkeiten betrifft. Konditionell weht aber ein anderer Wind: Rund zehn Kilometer und mehr als 1.600 Höhenmeter wollen von Lüsens – auch Lisens genannt – bis zum Gipfel bewältigt werden.

Schattengestalt – unter der Felswand des Bachfallenkopfes betritt man den Längentalferner.
Foto: Uwe Grinzinger

Wad’lprinzen mit Pferdelunge spulen das zwar an einem Tag ab. Normalverbraucher verteilen die Tour dennoch besser auf zwei Tage und nächtigen im stattlichen Westfalenhaus, das von Anfang Februar bis Anfang Mai bewirtschaftet ist. Am besten bleibt man hier aber gleich mehrere Tage. Denn ringsum locken unter der Frühlingssonne weitere und auch anspruchsvollere Dreitausender: Winnebacher Weißkogel, Seeblaskogel, Schöntalspitze.

Von Lüsens zur Hütte…

Vom Gasthof Lüsens schlurfen wir rund zwei Kilometer auf einem Fahrweg sehr flach in den Talschluss, immer den imposanten Lüsener Fernerkogel vor Augen. Bei der Talstation der Materialseilbahn – nach Voranmeldung kann man damit sein Gepäck zur Hütte befördern lassen – biegen wir nach rechts, also Westen, ab und gelangen zum Jugendheim (1737 Meter).

Gut aufgehoben – im Westfalenhaus fehlt es Tourengehern an nichts.
Foto: Uwe Grinzinger

Der folgende Abschnitt bis zum Westfalenhaus ist von Nassschneerutschen aus den Seitenflanken bedroht. Man sollte ihn daher im Frühjahr nicht zu spät am Tag in Angriff nehmen. Zuerst geht es recht steil hinauf zur Längentaler Alm (1989 Meter), immer links im Aufstiegssinn von einem Bachgraben. Von der Alm ziemlich flach weiter ins Längental hinein und unter dem Westfalenhaus (2276 Meter) vorbei, bis man im Rechtsbogen zu ihm aufsteigen kann.

…und weiter zum Gipfel

Tags darauf fahren wir von der Hütte wieder knapp 100 Höhenmeter nach Süden hinunter ins Längental. Dann halten wir uns in gleicher Richtung ins Tal hinein – über Moränenrücken und durch kleine Tälchen – und betreten schließlich den Längentalferner. Obwohl auf ihm augenscheinlich so gut wie niemand ein Seil benutzt, sollte man dennoch etwas Vorsicht walten lassen – gerade in schneearmen Wintern wie dem heurigen –, weil der Gletscher einige Spalten aufweist.

Wuchtig – beim Zustieg zum Westfalenhaus marschiert man zuletzt auf den markanten Hohen Seeblaskogel zu.
Foto: Uwe Grinzinger

Wir visieren zunächst das Längentaljoch an, drehen unterhalb jedoch nach rechts, also nach Südwesten beziehungsweise Westen. So gelangen wir zur Gipfelflanke, die wir in Spitzkehren steil zum obersten Ostrücken emporsteigen. Dort lassen wir im Normalfall die Ski zurück und stapfen die letzten Meter zum 360-Grad-Gipfelpanorama auf 3217 Metern.

Die Abfahrt erfolgt entlang der Aufstiegsroute. Oben ist der Firn oft schon so sulzig, dass die Oberschenkel brennen. Wer noch einmal zurück zum Westfalenhaus will, muss weiter unten einen Gegenanstieg von knapp 100 Höhenmetern in Kauf nehmen. Alle anderen können unterhalb der Hütte gleich "durchrauschen" – sofern sie ihre Skier ordentlich gewachst haben. Wenn nicht, büßen sie das garantiert in einem der Flachstücke nach Lüsens hinaus. (Uwe Grinzinger, 18.3.2016)