Lugner bei Wolf: Das Publikum leidet mit.

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Es gibt diese Filmszenen, bei denen das Publikum auf den Sitzen herumwetzt, weil es kaum auszuhalten ist, wie da zwei Menschen auf der Leinwand nicht und nicht zur Sache kommen: die Verliebten, die endlich ihre Gefühle gestehen wollen, aber herumdrucksen, stottern, nicht zum Punkt kommen, bis die Zuschauer innerlich brüllen: Nun macht doch!

Beim spätabendlichen Aufeinandertreffen Richard Lugners mit Armin Wolf in der Dienstags-"ZiB 2" war es ähnlich. Selten waren sich Interviewer und Interviewter so einig, wo sie hinwollten, selten scheiterten sie so grandios.

Über "die Ziele" wolle er reden, betonte Lugner immer wieder. Doch irgendetwas schien ihn davon abzuhalten. Als Wolf ihn zu seiner Meinung zum Mehrheitswahlrecht fragte, wich Lugner ihm aus. Als der Interviewer ihn bat, den Zuschauern etwas über die – mangels politischer Vorerfahrung – wenig bekannte außenpolitische Strategie zu sagen, reagierte er erbost: "Wie man das Amt anlegt, darüber sollten wir reden! Und nicht, ob ich außenpolitische Erfahrung hab'!", ärgerte sich der Kandidat.

Weiter pochte Lugner darauf, doch endlich inhaltlich zu werden – ganz so, als hätte er die Anweisung des Rhetorikcoaches, während des elfminütigen Interviews so oft wie möglich über "die Ziele" zu sprechen, eine Spur zu wörtlich genommen. Der Begriff wurde zwar oft platziert. Was er darunter versteht, das vermochte Herr Lugner Herrn Lugner nicht zu entlocken.

Ein Happy End gab es trotzdem. Das Gesprächspaar tat, was Filmpaare in solchen Fällen oft tun: Es suchte sich ein unwichtiges Detail, um dann darüber zu streiten. Das Geplänkel über Artikel 29 des Bundesverfassungsgesetzes mündete immerhin in eine Einladung Wolfs an Lugner, nach der Sendung "drüben in meinem Zimmer" weiterzuplaudern. Und vielleicht, wer weiß, man kann nur spekulieren, war ja genau das Lugners Ziel. (Maria Sterkl, 30.3.2016)