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In Zukunft will das Justizministerium Überwachungssoftware auf den Geräten Verdächtiger installieren. Wie sie die Sicherheitsmaßnahmen umgehen wollen, ist nicht bekannt. Das Innenministerium arbeitet für solche Zwecke bei beschlagnahmten Geräten mit Cellebrite zusammen, das auch dem FBI beim Entsperren eines iPhones geholfen haben soll.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/JUSTIN SULL

Das FBI konnte sich wie berichtet am Dienstag Zugriff auf das iPhone eines der Attentäter von San Bernardino verschaffen. Die Klage der US-Bundespolizei gegen Apple, das eine Hintertür für iPhones entwickeln sollte, hat sich damit erledigt. Wie es den Ermittlern gelungen ist, die Sicherheitsmechanismen des Smartphones zu umgehen, geben sie nicht offiziell bekannt. Angeblich schafften sie es mithilfe der israelischen Firma Cellebrite. Einer ihrer Auftraggeber ist auch das österreichische Innenministerium.

Mobile Datenforensik

Die Zeitung "Yedioth Ahronoth" hatte zuerst berichtet, dass das FBI mit Cellebrite zusammenarbeitet. Das haben Insider nun auch der Agentur Bloomberg bestätigt. Cellebrite wurde 1999 gegründet und gehört zur japanischen Sun Corporation. Das UFED (Universal Forensic Extraction Device) des Unternehmens "extrahiert, dekodiert und analysiert die verwertbaren Daten von alten Handymodellen und modernen Smartphones, Tablet-PCs und mobilen GPS-Geräten zu Strafverfolgungszwecken", heißt es auf der Website. Und weiter: "Bei Strafverfolgungsbehörden, der Polizei und Sicherheitsbehörden in 100 Ländern werden bereits mehr als 30.000 UFED-Einheiten eingesetzt."

Innenministerium arbeitet mit Cellebrite

Gegenüber ORF.at bestätigte das Innenministerium, seit Jahren mit Cellebrite zusammenzuarbeiten. Dabei gehe es darum, Daten von Smartphones auszulesen. Können diese Tools in Zukunft auch dazu genutzt werden, den sogenannten Bundestrojaner des Justizministeriums auf den Geräten verdächtiger Personen zu bringen? Ministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck sagt zum WebStandard, dass die Produkte von Cellebrite bisher nur bei bereits gerichtlich beschlagnahmten Geräten zum Einsatz kamen. Die Zusammenarbeit erfolge dabei in Anlassfällen. Offengelegt wurde das zuvor bereits in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Neos.

Internetkommunikation soll in Österreich in Zukunft intensiver überwacht werden. Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) hat am Donnerstag einen entsprechenden Entwurf zur Änderung der Strafprozessordnung vorgelegt. Ermittler sollen damit Überwachungssoftware auf gesperrten Geräten installieren dürfen.

Wie das bewerkstelligt werden soll, wurde nicht bekanntgegeben. Seitens des Justizministeriums verweist man darauf, dass das Sache des Innenministeriums bzw. der Ermittler sei. Man schreibe beispielsweise auch bei einer gerichtlich angeordneten Obduktionen nicht vor, mit welchen Werkzeugen Pathologen arbeiten sollten, so Ressortsprecherin Britta Tichy-Martin zum WebStandard. (Birgit Riegler, 1.4.2016)