Verspätung wegen gesundheitlicher Probleme und ohne Ehefrau Cathy.

Foto: mro

Lugners Abrechung mit dem ORF.

Foto: mro

Steyr – Am Hauptplatz von Steyr regierte am Samstagvormittag ganz offensichtlich der Zufall. Denn mit voller Absicht wollte sich, zumindest offiziell, kaum einer der rund 100 Gäste vor der kleinen Bühne eingefunden haben. Ein Einkauf, einen Spaziergang, ein Besuch im Kaffeehaus – aber Richard Lugner? "Glauben sie, ich geh' freiwillig zum dem. Der is' doch nur peinlich", bringt sich eine ältere Dame, die sich samt Pudel in Bühnennähe platziert hat, in Verteidigungsposition.

Am Programm der baumeisterlichen Hofburg-Tour stand am Samstag ein ganztägiger Halt in Oberösterreich. Doch bereits beim Auftakt in der altehrwürdigen Industriestadt läuft nichts nach Plan. Die kleine Bühne ist zwar aufgebaut, das Plakat mit dem "First couple for Austria" steht, CDs mit dem Urnengang-Stimmungskracher "I bin der Lugner" (Ramba-Zamba Mix) werden emsig verteilt. Nur vom Präsidentschaftskandidaten ist an diesem sonnigen Morgen in Steyr weit und breit nichts zu sehen. Nach gut einer halben Stunde Verspätung greift dann ein Mitarbeiter zum Mikrofon. Herr Lugner würde sich "aus gesundheitlichen Gründen" leider verspäten.

Schwarze Limousine ohne Cathy

"Eh kloar – mit dem Alter noch solche Strapazen", wirft ein Mann ein, dem offensichtlich am nahen Bauernmarkt gerade eine fangfrische Forelle ins Einkaufsnetz gegangen ist. Spätestens mit dem Satz "Aber fesch is' die schon" wird aber klar, dass sich das Mitleid des Fischbesitzers nicht auf die Wahlkampfstrapazen sondern vielmehr auf Lugners Eheleben mit seiner deutlich jüngeren Frau Cathy bezogen hat.

Mit knapp einer Stunde Verspätung schafft es dann Richard Lugner doch noch nach Steyr, parkt seine schwarze Limousine auf dem Behindertenparkplatz und schwingt sich, gesundheitlich augenscheinlich fit, auf die Bühne. Alleine. "Die Cathy ist im Zeitplan heute noch weiter hinten als ich." Es ist der Zeitpunkt, an dem der alte Mann und der Fisch sichtlich traurig den Heimweg antreten.

"Vorzeigbares Präsidentpaar"

Lugner selbst rechnet in seiner Rede mit dem ORF ("Die wollten mich zum Rotkäppchen machen, das der Wolf frisst. Aber ich hab mich erfolgreich gewehrt"), den anderen Parteien im Allgemeinen und den Mitbewerbern im Rennen um Hofburg im Speziellen ab. Fehlen durfte zwar Frau Lugner, nicht aber der Hinweis auf die optischen Vorzüge von Frau Lugner: "Richtige Präsidenten haben immer auch fesche Frauen gehabt. Wie zum Beispiel der Kennedy. Ein Land braucht ein vorzeigbares Präsidentenpaar."

Nach gut zwanzig Minuten war in Steyr alles gesagt und Lugner endete mit dem durchaus bemerkenswerten Satz: "Sie haben die Möglichkeit, am 24. April zu sagen, sie wollen einen unabhängigen, aktiven Bundespräsidenten. Aber wenn sie mich nicht wollen, is' es mir auch recht. Danke." (Markus Rohrhofer, 02. 04. 2016)