Die Hebriden-Insel Isle of Mull zeigt sich im Frühling noch etwas spröde. Dafür jedoch mit bezaubernden Licht- und Wolkenbildern und wenigen Touristen. Weil die kleine Insel schnell umrundet ist, bietet es sich an, ihre Nachbarinnen zu besuchen. Iona zum Beispiel ist mit der Fähre schnell erreicht. Dort warten eine wunderschöne alte Abby und ein Friedhof mit Königsgräbern. Für eine spirituelle Auszeit bietet sich Erraid an.

Von der schottischen Westküste ist die Ilse of Mull leicht zu erreichen. Ausgangspunkt ist die kleinen Hafenstadt Oban, von der regelmäßig Fähren auf die Hebrideninsel übersetzen. Wer mit dem Auto anreist, sollte rechtzeitig online einen Platz auf der Fähre reservieren.

Das Schloss Duart Castle begrüßt die Besucher der Isle of Mull schon von Weitem. Es ist der Sitz des Clans der MacLeans und diente auch schon mehrmals als Filmkulisse. Zuletzt wurde 1999 "Verlockende Falle" mit Sean Connery und Catherine Zeta-Jones hier gedreht. Das Schloss kann besichtigt werden und beherbergt auch ein Café.

Foto: Helga Gartner

Sich auf der Insel zu orientieren ist relativ einfach, denn es gibt nur eine einzige Straße, die als "Single Track Road" – also einspurig – geführt wird. Zahlreiche Ausweichplätze sorgen dafür, dass Fahrzeuge ohne Kollisionen aneinander vorbeifahren können. So kommt auch der Mitteleuropäer gut mit dem Links-Verkehr zurecht.

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Bei der Fahrt durch die Highlands kommt man immer wieder an Seen oder Fjorden, Lochs genannt, vorbei. Jetzt im Frühling sind die Wiesen und Hügel noch semmelblond, doch im Sommer wird hier alles grün sein. Dann ist auch der letzte Schnee auf den Bergen geschmolzen.

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Das Wetter ist auf den Hebriden oft wechselhaft. Soeben hing noch der Nebel auf den Hügeln und es hat geregnet, schon im nächsten Moment bricht die Sonne durch die Wolken und taucht die Landschaft in ein geradezu mystisches Licht.

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Die Inselhauptstadt Tobermory bietet einige Attraktionen. Schon die bunten Häuser an der Strandpromenade sind ein beliebtes Fotomotiv. Und wenn man die Promenade bis zum Ende geht, erreicht man das Cafe Fish. Hier werden köstlich zubereiteterer Fisch und Meeresfrüchte serviert, dazu gibt es selbstgebackenes Brot und Ale, gebraut von der Isle of Mull Brewing Company.

Danach ist man bestens gestärkt für die Führung in der "Tobermory Distillery". Die Whiskybrennerei zeigt den gesamten Destillations-Prozess eines Single Malt und schließt mit der Verkostung des 10jährigen Tobermory und des rauchigen Ledaig. Die 1798 gegründete Destillerie hat schon etliche Hochs und Tiefs erlebt, derzeit ist sie im Besitz der südafrikanischen Distell Gruppe.

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Bei der Weiterfahrt entlang der Küste ist man für die vielen Ausweichmöglichkeiten dankbar. In der Vorsaison sind zum Glück noch wenige Wohnmobile und Autos unterwegs und so lässt sich gut Halt machen und die traumhafte Landschaft genießen.

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Der kleine Ort Fionnphort ist nicht mehr als eine Ansammlung von einigen wenigen Häusern. Manche stehen so nahe am Meer, dass die Besitzer eine Schiffskollision nicht ausschließen und schon vorsorglich Fender an den Gartenzaun gehängt haben.

Ein Pub, ein Souvenir- und Lebensmittelladen und ein Bed & Breakfast runden das touristische Angebot ab. Von Fionnphort geht es mit der Fähre auf die Insel Iona.

Foto: Helga Gartner

Es ist fast als würde die Abbey von Iona mit der Landschaft verschmelzen, so wenig unterscheidet sich das Grau der Mauern von den umliegenden Hügeln.

Gegründet wurde das christliche Kloster bereits 563, in der Folge mehrmals von den Wikinger überfallen, zerstört und wieder aufgebaut. Auf dem dazugehörigen Friedhof sind viele schottische und irische Könige beigesetzt.

Foto: Helga Gartner

Typischer Bewohner der Hebriden-Inseln sind die Highland Cattle. Die schottischen Hochlandrinder, mit ihrem dichten, zotteligen Fell haben sich an das herrschende raue Klima angepasst und leben das ganze Jahr im Freien. Sie gelten als robust, langlebig und gutmütig und werden inzwischen auch in Österreich gezüchtet.

Foto: Helga Gartner

Zahlenmäßig überlegen sind den wuscheligen Rindern nur die Schafe. Und bei so vielen Schafen stellt sich irgendwann die Frage: Wohin mit all der Wolle?

In der Weberei von Ardalanish werden Antworten gegeben. Die Familie Smith, Farmer und Weber verarbeitet in der Nähe von Bunessan die Wolle der Schafe. Dabei kann man auch zusehen und bekommt von der freundlichen Frau am alten Webstuhl genau erklärt, wie die wunderschönen Stoffe gewoben werden.

Foto: Helga Gartner

Die Farbgebung ist dabei vom Fell der Tiere vorgegeben. Weiße, braune, schwarze Schafe = grau, weiß, brauner oder schwarzer Tweed.

Die gesamte Produktion basiert auf einem ökologischen Konzept das auf die regionalen Gegebenheiten Rücksicht nimmt. Im angeschlossenen Shop werden die verarbeiteten Woll-Produkte ebenso verkauft, wie das Fleisch der Schafe und Highland Cattles von der Smith-Farm.

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Wenn man bis zum westlichen Ende der Isle of Mull fährt und dann noch den kleinen Feldweg weiter Richtung Campingplatz Fidden – dann hat man immer noch nicht das Ende der Welt erreicht. Obwohl es schon ein wenig danach aussieht.

Tatsächlich rückt die Isle of Erraid ins Blickfeld, die durch eine schmale Meerespassage von der Isle of Mull getrennt ist.

Das Besondere: Die Privatinsel wird von Mitgliedern der Findhorn Foundation ganzjährig bewohnt und bewirtschaftet. Die Foundation widmet sich der Förderung spirituellen und ganzheitlichen Denkens.

In diesem Rahmen können verschiedene Aufenthalte auf der Insel gebucht werden – zum Beispiel die "Love in Action Week" oder die "Retreat Week". Eine gute Gelegenheit die Ruhe und Abgeschiedenheit der Insel zu genießen und mit der Community zu leben.

Foto: Helga Gartner

Sonntagmittag wird musiziert, denn die Community hat eine Band gegründet, die auch schon eine CD – "Rock of Erraid" herausgebracht hat.

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Gekocht, gegessen, gearbeitet und meditiert wird gemeinsam, doch es bleibt auch genügend Zeit für ausgedehnte Inselspaziergänge.

Bei Ebbe kann man zu Fuß von Erraid zur Isle of Mull gelangen. Schafe sind meist die einzigen Lebewesen, die man dabei antrifft.

Foto: Helga Gartner

Die leuchtend gelben Narzissen sind aus der schottischen Frühlingslandschaft nicht wegzudenken. Ob in Gruppen zusammenstehend oder in Vasen, sie tauchen ihre Umgebung in ein freundliches Licht.

Foto: Helga Gartner

Gebaut wurden die Häuser auf Erraid für die Arbeiter und ihre Familien, die im Steinbruch Granitblöcke für Leuchttürme abbauten.

Der bekannte Autor der Klassiker "Die Schatzinsel" und "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" ist auf Erraid aufgewachsen. Schließlich war die Insel einige Jahre im Besitz der Familie Stevenson.

Von Robert Louis Stevenson wird die Geschichte erzählt, dass er auf einem Stein auf der Insel Erraid saß und sich wünschte, dass er ein berühmter Schriftsteller wird – nun der Stein steht immer noch und es wird ihm weiterhin Zauberkraft nachgesagt.

Doch auch hier gilt: Wünsche präzise formulieren! Ein Besucher wünschte sich länger bleiben zu können, prompt brach er sich ein Bein und sein Heimreise verzögert sich. (Helga Gartner, 13.04.2016)

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