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Die "Panama Papers" zwangen Premier Sigmundur Davíð Gunnlaugsson zum Rücktritt.

Foto: Reuters/Bertil Enevag

So schnell kann es gehen. Sigmundur Davíð Gunnlaugsson wusste wohl selbst nicht, wie ihm geschah, als er am vergangenen Wochenende zum weltweiten Buhmann wurde. Am Dienstag musste er dem zunehmenden Druck nachgeben und erklärte seinen vorläufigen Amtsverzicht.

Zuvor war der 41-jährige Ex-Ministerpräsident Islands in einem Interview mit zwei TV-Journalisten gehörig ins Stottern gekommen, als er mit Fragen zu der in den Panama-Papers-Enthüllungen publik gewordenen Briefkastenfirma konfrontiert wurde. Diese hatten er und seine Frau vor neun Jahren auf den britischen Jungfraueninseln noch vor dem großen Bankencrash im Herbst 2008 gegründet – wie viele andere seiner Landsleute eben auch.

Sigmundur Davið – die Isländer sprechen einander traditionell mit ihren Vornamen an – hatte bis zu seiner Wahl zum Parteichef der liberal-konservativen Fortschrittspartei Anfang 2009 mit Politik wenig am Hut. Vermutlich auf Betreiben seines Vaters, des Fortschrittspartei-Politikers und ehemaligen Icelandair-Vorstands sowie Weltbankers Gunnlaugur M. Sigmundsson, war er nur wenige Monate vor seiner Wahl zum Vorsitzenden der Partei gewählt worden.

Überraschungsmann

Nach der Niederlage der rot-grünen Regierung bei der Parlamentswahl im Frühjahr 2013 wurde er relativ überraschend von Präsident Ólafur Ragnar Grimsson mit der Regierungsbildung betraut und leitete seit damals eine Mitte-rechts-Regierung gemeinsam mit der konservativen Unabhängigkeitspartei.

Der Werdegang Gunnlaugssons liest sich wie der eines typischen Isländers. Geboren 1975 in Reykjavík, wuchs er im Vorort Breiðholt in behüteten Verhältnissen auf. Zwischen 1982 und 1985 lebte die Familie wegen des Weltbank-Jobs des Vaters in den USA.

Nach der Matura studierte Gunnlaugsson Betriebswirtschaft und Journalismus, wobei er lediglich das BWL-Studium mit einem Bachelor-Titel beendete. Danach studierte er einige Zeit im Ausland, unter anderem an der Moskauer Plechanow-Wirtschaftsuniversität und an der Universität Kopenhagen. Keine dieser Ausbildungen schloss er ab. Seine ersten Berufserfahrungen machte er als Nachrichtensprecher beim isländischen Rundfunk RÚV.

Als Regierungschef zog sich der Vater eines kleinen Kindes erstmals den Unmut eines Teils der Bevölkerung zu, als er gegen die herrschende Volksmeinung den bereits auf Eis liegenden Beitrittsprozess Islands zur EU ohne jedes Federlesen in einem zunächst geheimen, dann aber "geleakten" Briefverkehr mit Brüssel für endgültig beendet erklärte. (Andreas Stangl, 5.4.2016)