Will nicht nur der Reimschüttler sein: FPÖ-General Herbert Kickl will im Hofburg-Wahlkampf lieber eine andere Geschichte erzählen.

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Wien – Gemeinhin wird in Porträts über ihn gerne das Bild vom Hirn der Partei gezeichnet, Herbert Kickl als Strache-Flüsterer, als wahrer blauer Strippenzieher.

Wie es dem FPÖ-General mit solchen Fremdzuschreibungen geht? Kickl weicht aus, will diese Skizze der eigenen Person als mediale Verkürzung und Lust an der Zuspitzung abtun. Ob sie ihm gerecht wird? "Mit dem Hirn alleine geht gar nichts, sondern nur im Miteinander", erklärt sich Kickl dann doch zur blauen Schaltzentrale und ergänzt: "Manchem Linken bin ich vielleicht unheimlich." Aber das nimmt er natürlich gerne in Kauf.

Auf nach Kärnten

Der Ruf des blauen Scharfmachers wollte über viele Jahre treuen FPÖ-Engagements erarbeitet werden. Mit 27 dockt der Kärntner in der freiheitlichen Parteiakademie an – Spezialgebiet Wahlkampforganisation. Sechs Jahre später ist der einstige Klassenkamerad von Grünen-Chefin Eva Glawischnig, der sich im Zuge eines Publizistik- und Politikwissenschaftsstudiums, sowie einer Inskription in Philosophie und Geschichte theoretischen Unterbau besorgt hat, stellvertretender Geschäftsführer der Akademie. Er schreibt die Reden für Jörg Haider, feilt an den Gags für dessen Aschermittwochsauftritte. Einmal geht Kickl zu weit. Als er Haider in Anspielung auf den damaligen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeine Ariel Muzicant sagen lässt, "wie kann einer, der Ariel heißt, so viel Dreck am Stecken haben?" landet er kurz darauf als Leiter der internen Kommunikation in Kärnten.

Erst nach der Trennung der orangen Splittergruppe BZÖ von den Urblauen, tritt Kickl, der sich auf die Seite von Heinz-Christian Straches Freiheitlichen geschlagen hat, wieder in den Vordergrund. Im April 2005 wird er mit dem Posten des Generalsekretärs belohnt – eine Funktion, die Kickl neben seiner Tätigkeit als Abgeordneter und Geschäftsführer der blauen Postille Neue Freie Zeitung ausübt.

Aktuell hat der 47-jährige Triathlet einen neuen Job dazu bekommen. Er managt den Wahlkampf des blauen Hofburg-Kandidaten Norbert Hofer, den er "als Türöffner in Wählerschichten, die wir vielleicht bisher zu wenig angesprochen haben", sieht. Wichtigste Aufgabe also: "Hofer bekannt zu machen." Denn selbst unter FPÖ-Sympathisanten kennt den Dritten Nationalratspräsidenten lange noch nicht jeder.

Kickl, der einst mit Reimen wie "Abendland in Christenhand", "Daham statt Islam" oder "Wiener Blut – Zuviel Fremdes tut niemandem gut" für Aufregung sorgte, legt es diesmal anders an. Hofer, der seit Gleitschirmunfall eine inkomplette Querschnittlähmung hat, lässt er bewusst auf diesen Umstand anspielend sagen "Aufstehen für Österreich. Deine Heimat braucht dich jetzt". Für Aufregung hat diesmal nur gesorgt, dass unter dem Namen des Kandidaten die Bezeichnung "Bundespräsident" steht. Aber Kickl findet ohnehin, dass ein Plakat, über das nicht gesprochen wird, kein gutes Plakat ist.

Kein Reimzwang

Er habe sich gefragt, "was ist die Geschichte, die wir in diesem Wahlkampf erzählen wollen", erläutert Kickl. Und Norbert Hofers persönliche Geschichte zeige eben, "dass er jemand ist, der sich nicht fesseln lässt", "einer, der sich nicht abfindet" mit seinem Schicksal. Auch Kickl will sich bei der Kreation seiner Kampagnen nicht auf ein Image reduzieren lassen: "Ich verspüre keinen Zwang, dauernd weiter zu reimen." Kommunikative Ideen kommen ihm auch in der Nacht, weshalb der Schreibblock stets zu Hause auf dem Nachtkasterl liege. Kickl hat Sohn und Partnerin.

Nein, zügeln müsse er seine Lust an der Provokation auch diesmal nicht. Ob er sich als humorvoll bezeichnen würde? "Ich ertappe mich dabei, dass ich über mich selbst lache." Das Image als Reimschüttler hat sich aber auch bei Norbert Hofer verfestigt. In der Sendung ORF-Wahlfahrt meinte dieser, als er ein auf seine Person gemünztes Verslein ausgehändigt bekam, "das muss ich dem Herbert Kickl zeigen".

Ob das dem General nicht doch geschmeichelt hat? Das haben die beiden bestimmt bei ihrem "täglichen Guten-Morgen-Telefonat" besprochen. (Karin Riss, 7.4. 2016)