Wien – Wien Energie, größter Landesenergieversorger Österreichs, hat seit Beginn der Strom- und Gasmarktliberalisierung um die Jahrtausendwende zigtausende Kunden an die Konkurrenz verloren. Nun scheint der Trend der hauptstädtischen Energieverbraucher weg vom ehemaligen Monopolisten und hin zu Alternativanbietern von Strom und Gas gebrochen. "Ein Boden scheint gefunden, wir gewinnen wieder Marktanteile dazu", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung von Wien Energie, Thomas Irschik, bei der Präsentation der Unternehmensbilanz 2015. Detaillierte Angaben wollte er mit Hinweis auf die Konkurrenz freilich nicht machen.

Das Unternehmen hält Energielieferverträge mit rund 1,2 Millionen Privatkunden und beliefert im Großraum Wien etwa 230.000 gewerbliche und 4.500 landwirtschaftliche Anlagen mit Strom und Erdgas. Der Energieabsatz ist in der Berichtsperiode um 3,5 Prozent auf 21.758 Gigawattstunden gestiegen. Dabei erhöhte sich der Stromabsatz um ein Prozent, der Gasabsatz und der Wärmeverkauf stiegen witterungsbedingt um drei bzw. 8,5 Prozent. Ungebrochener Beliebtheit erfreuten sich sogenannte Floater-Produkte, die den Marktpreis von Strom und Gas nachzeichnen. Davon habe Wien Energie mittlerweile bereits 80.000 verkauft – "an Neukunden und Bestandskunden", wie Irschik betonte.

Betriebsergebnis verdreifacht

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sei es dem unter dem Dach der Wiener Stadtwerke Holding angesiedelten Energieanbieter gelungen, ein in Summe besseres Ergebnis zu erzielen als im vorhergehenden Jahr. Bei Umsatzerlösen von 1,8 Milliarden Euro (plus 1,5 Prozent) hat sich das Betriebsergebnis mit 100,3 Millionen Euro verdreifacht.

Das Finanzergebnis war hingegen mit 72,1 Millionen Euro negativ. Grund dafür seien neben Pensionsrückstellungen auch notwendig gewordene Abschreibungen beim Wertansatz der Verbund- und zweier Auslandsbeteiligungen. Einmal geht es um einen Windpark in Rumänien und neue Bedingungen bei Grünstromzertifikaten, das andere Mal um Wasserkraftwerke auf dem Westbalkan, wo man mit schlechteren Länderratings konfrontiert war. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich 2015 um 51 Personen auf 2680 verringert und soll weiter sinken, sozialverträglich und durch das Aussetzen von Nachbesetzungen.

Deutlicher Zuwachs bei Erneuerbaren

Beim Erlössteigerungsprogramm, das Wien Energie nach einem kräftigen Gewinneinbruch 2014 aufgesetzt und 2015 gestartet hat, liege man gut im Plan, sagte Irschik. Bis Ende 2017 sollen die Erlöse unter anderem durch Kosteneinsparungen und Insourcing-Aktivitäten um 86 Millionen Euro pro Jahr nachhaltig gesteigert werden. Bisher habe man rund 40 Prozent der Zielvorgabe erreicht. Mit Investitionen in Höhe von 870 Millionen Euro soll bis 2020 die Energieerzeugungskapazität deutlich gesteigert und der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamterzeugung auf 40 Prozent und mehr erhöht werden. (Günther Strobl, 7.4.2016)