ÖVP-Kandidat Andreas Khol genoss seinen Auftritt: "Was für ein Empfang, ich bin versucht, zu sagen, dem bin ich gar nicht würdig."

Foto: APA/EXPA/JOHANN GRODER

Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer lobte Österreich als "Vorbild" in der Flüchtlingsfrage, die ÖVP als "Taktgeber".

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Parteichef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner lobte ebenfalls die österreichische Flüchtlingspolitik und streute Heidi Khol Rosen.

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Dem Tiroler und Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter hatte es vor der Tür des Congress Innsbruck sichtlich besser gefallen. Draußen standen die Bläser, zahlreiche Zuhörer in Tracht. Drinnen dann Band, Rauch, Pomp, Drama. Bei der Inszenierung eines Spitzenkandidaten steht die ÖVP den Freiheitlichen um nichts mehr nach.

Bevor der Star des Abends den Saal betritt, wird abgedunkelt. Nervenaufreibende Klänge, ein Scheinwerfen sucht die Menge ab, die Luft flirrt – "ich beeeeegrüße", kreischt die Moderatorin ins Mikro, "unseren Präsidentschaftskandidaten Doktor Aaaandreas Khoool", begleitet wird er von seiner Frau Heidi und einem supergutgelaunten Tross an jungen Khol-Shirt-Trägern.

"Er ist auch witzig"

"Wahlkampfauftakt" nannte das PR-Team Khols die Veranstaltung am Donnerstagabend in Tirols Landeshauptstadt, wo Khol auch aufwuchs. Und rund tausend ÖVP-Sympathisanten sowie fast die gesamte schwarze Führungsriege in Bund und Ländern kamen angereist.

Auf den festlichen Einlauf folgten die Reden. Tirols Landeshauptmann Günther Platter attestiert Khol Mut, Entscheidungskraft und "ihr werdet es nicht glauben, er ist auch witzig". Parteichef und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner nutzt seine Redezeit vor allem dafür, die österreichische Flüchtlingspolitik zu loben und Heidi Khol Rosen zu streuen.

"Multikulti ist gescheitert"

Danach tritt der CSU-Chef und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer auf. Seine Rede war zuerst schmalzig, dann aber gesalzen. "Gestern war ich im noch im deutschen Bundeskanzleramt zum Befehlsempfang, heute bin ich in Innsbruck und ich will nicht verschweigen, dass ich mich hier besonders wohl fühle", erklärt er.

Österreich sei in der Flüchtlingsfrage "ein Vorbild" und "die ÖVP der Taktgeber". Dank gelte vor allem Mitterlehner, Außenminister Sebastian Kurz und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner. Denn: "Multikulti ist gescheitert. Wer hier leben will, muss mit uns leben wollen, nicht neben uns oder gar gegen uns." Das vermittle Österreich.

Präsidentschaftskandidat beim Holzhacken

Schließlich und endlich betritt Khol die Bühne und kann es selbst kaum glauben: "Was für ein Empfang, ich bin versucht, zu sagen, dem bin ich gar nicht würdig." Dann erzählt er, wie es dazu kam, dass er heute hier steht: Am 30. Dezember, Khol gerade beim Holzhacken, habe ihn der Mitterlehner angerufen. Wir müssen reden, soll er gesagt haben, frag deine Frau, ob sie einverstanden wäre, wenn du unser Präsidentschaftskandidat wirst. Heidi war.

Khols Ziele? Vor allem: Grenzen schützen, Grenzen schützen, Grenzen schützen. "Das Wichtigste ist die Sicherheit", sagt er. Deshalb müsse das "Kaputtsparen des Bundesheeres" aufhören. Als Präsident wolle er vom Finanzminister 70 Millionen für den neuen Grundwehrdienst, 70 Millionen für die Miliz und 70 Millionen für den Grenzschutz einfordern.

Zum Schluss die Hymne

Auf die Wahl blickt er mit Zuversicht: "In einem Land, in dem ein 27-Jähriger Außenminister sein kann und einen großartigen Job macht, glaube ich, dass auch ein leidenschaftlicher 74-Jähriger einen guten Bundespräsidenten machen kann." Zumindest im Congress Innsbruck überzeugt das. Bundeshymne, Standing Ovations, Buffet. (Katharina Mittelstaedt, 7.4.2016)