Noch ist Teilzeit für Führungskräfte in Österreich eine Seltenheit. Je geschlechteregalitärer eine Gesellschaft (nordische Länder), desto mehr Manager befänden sich auch in Teilzeit, weiß man aus Studien.

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Wie soll Teilzeit in einer Führungsposition aber eigentlich gehen? Darüber diskutierten von rechts in der Sky Lounge der Uni Wien: Psychologe Christian Korunka, Katharina Janauschek (Unilever), Iris Brachmaier (Mondi AG), Roman Morawek (Continental Automotive) mit Moderatorin Karin Bauer (Der Standard).

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Rund 48 Prozent der unselbstständig erwerbstätigen Frauen arbeiten in Teilzeit, überwiegend in weniger qualifizierten Bereichen. Auch deswegen hat Teilzeit in Österreich nicht das allerbeste Image: Erzwungen aus Vereinbarkeitsunmöglichkeit, ein Downgrading für Einkommen und Karriereaussichten sowie gefährlich für spätere Abhängigkeiten in der Pension.

Viele Experimente

Der Alumni-Verband der Uni Wien diskutierte die Teilzeit in dieser Woche auf anderer Ebene und unter anderen Vorzeichen: Gehen Führungsfunktion und Teilzeit zusammen? Wenn ja, was steckt tatsächlich hinter einer solchen Stundenlimitierung? Ein Einkommensverzicht zugunsten eines kleinen Entkommens aus der Präsenzkultur oder tatsächlich eine Möglichkeit, verschiedene Ansprüche in verschiedenen Lebensphasen zu vereinbaren, ohne "aus dem Spiel" zu fallen?

"Wir befinden uns in einer Übergangssituation, es wird viel experimentiert, was Teilzeit in Führungsjobs betrifft", sagt Arbeits- und Organisationspsychologe Christian Korunka (Uni Wien). Vor- und Nachteile seien bekannt: Teilzeit schaffe viel Zufriedenheit. Aber: Problematisch sei wohl auch Abwesenheit, wenn Karriereentscheidungen getroffen werden.

Blick nach Skandinavien

Bilder der Arbeit und damit jene der Führung haben sich allerdings verändert – es lastet einerseits mehr Druck auf den Führungskräften. Es geht aber andererseits auch um mehr persönliche Beziehung, Ermöglichung und Vertrauen.

Studien zur Teilzeit gebe es kaum, sagt Korunka, allerdings sei erwiesen: Je geschlechteregalitärer eine Gesellschaft (nordische Länder), desto mehr Manager befänden sich auch in Teilzeit. Jedenfalls sei Teilzeit und Führung "sehr anspruchsvoll" – gute Kontaktmöglichkeiten seien ebenso Basis wie beiderseitiger Vertrauensvorschuss.

Roboter als Treiber?

Ob Automatisierung und Roboterisierung Teilzeit auch für qualifizierte Positionen treibt? Korunka bleibt vorsichtig: "Das kommt alles nicht morgen, da reden wir von Entwicklungen der kommenden zehn, fünfzehn Jahre. Aber ja, eine Schätzung ist natürlich, dass Arbeit weniger wird und kultureller Wandel plus positive Beispiele für Führung in Teilzeit mehr werden – das könnte sich gut treffen."

Ein Teilzeit-Chef erzählt

Einer der gezählten Männer in Führungsfunktion mit sechs Jahren in (Eltern-)Teilzeit ist Roman Morawek, Abteilungsleiter bei der Continental Automotive Austria und Vater dreier Kinder. Er hat sich Teilzeit in den Kopf gesetzt, "mir war klar, dass mich das eine Stufe zurückwerfen könnte, aber das wollte ich gerne in Kauf nehmen". Er wollte seine Kinder "aufwachsen sehen". Mit diesem Vorangehen habe sich auch die Unternehmenskultur gewandelt – mittlerweile gebe es ein paar Männer auf diesem Weg. Letztlich wurde er befördert und arbeitet nun wieder "klassisch" Vollzeit. Ja, diese Phase habe sowohl seine Loyalität als auch seine Arbeitszufriedenheit und -freude gesteigert, lacht der 39-Jährige.

Gefragt: Selbstführung

Die Personalchefin der Unilever in Österreich, Katharina Janauschek, hat sich nach vielen Jahren im Ausland (Australien, Norwegen, Niederlande) überhaupt für "nur 80 Prozent" entschieden und das auch konsequent durch gesetzt. Wie genau kann solches Stundenzählen in Führungsjobs aber nun wirklich funktionieren?

Ja, natürlich schalte man sich in den Zeiten außerhalb des Büros nicht komplett ab, aber sie habe sich für diese Lebensorganisation selbstbestimmt entschieden: "Die Verantwortung verringert sich nicht mit der Teilzeit, aber ich habe mehr Flexibilität, wie ich mir meine Arbeit, meine Präsenz im Büro, einteile", sagt die Mutter zweier Kinder.

Viele Vorteile

Iris Brachmaier, für Human Resources bei der Mondi AG verantwortlich, hat die gesamte Palette zwecks Flexibilisierung ausgepackt – von Beratung bis Coaching. Für die Unternehmenskultur, die Leistungsfähigkeit, die Arbeitgeberattraktivität. Denn mit Neudefinition von Karriere vonseiten der wenigen gesuchten Talente sehen sich alle Unternehmen konfrontiert. (kbau, 11.4.2016)