Das Umweltbundesamt will sich Norwegen zum Vorbild nehmen und die Verwendung von Diesel- und Benzinautos massiv einschränken.

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Wien – "Der Ausstieg aus fossilen Energien, so wie es nach dem Klimavertrag von Paris vorgesehen ist, ist in Österreich durchaus möglich", sagt Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt bei der Präsentation von Szenarien zu erneuerbarer Energie 2030 bis 2050. Allerdings verknüpft er dies mit einer Reihe doch recht tiefgreifender Forderungen:

Schon ab 2020 sollten keine Benzin- und Dieselautos mehr verkauft werden, sondern nur noch Stromfahrzeuge. Alte fossile Autos sollten aber weiterhin verwendet werden dürfen. Dazu sollte es zu einer Art Strafsteuer auf Kohlendioxid, das Treibhausgas, das beim Verbrauch von fossiler Energie anfällt, kommen. Dies sei durchaus umsetzbar, da die Autohersteller mit voller Kraft am E-Auto arbeiteten. Länder wie Norwegen haben bereits konkrete Pläne vorgestellt, wie dieser Abschied von Benzin- und Dieselautos ab 2025 vonstattengehen soll.

Mehr und bequemere Öffis

In Österreich müsste gleichzeitig der öffentliche Verkehr, vor allem in Ballungszentren, verbessert und vereinfacht werden, sodass mehr Menschen auf Öffis umsteigen. Im Schwer- und auch im Busverkehr sei diese Dekarbonisierung schwieriger umzusetzen, es gebe aber erfolgversprechende Technologien wie Oberleitungen, Power-to-Gas oder Wasserstoff, sagte Schneider. Auch im Industriebereich werde es Umwälzungen geben. Es sei davon auszugehen, dass es künftig keine Kohlekraftwerke mehr geben werde.

Mit einem solchen weitgehenden Abschied von Kohle, Öl und Gas muss dem Pariser Klimaschutzabkommens gefolgt werden, bei dem 195 Länder – auch Österreich – sich im Dezember des Vorjahres verpflichtet haben, die durch Treibhausgase verursachte Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Für Industriestaaten bedeutet dies, dass in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts – also ab 2050 – der Treibhausgasausstoß überhaupt auf null gebracht werden soll. Das kann laut Experten nur erreicht werden, wenn ab 2050 keine Kohle, kein Öl und kein Gas mehr verbrannt werden.

Vom Stromimporteur zum Selbstversorger

Österreich sollte deshalb wieder zum Vollversorger bei Strom aus erneuerbaren Energiequellen werden. Seit dem Jahr 2000 hat sich Österreich vom Stromexporteur zum -importeur gewandelt. Es müsse zu einem schnellen Ausbau der inländischen Stromproduktion kommen, forderte Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Er verwies auf 230 Windkraftanlagen, die alle behördlichen Genehmigungen hätten, aber wegen fehlender Förderzusagen auf Eis liegen. (ruz, 12.4.2016)