Über eine Informationsoffensive sollen die Betroffenen noch rechtzeitig vor der Sperre erreicht werden.

Foto: Wiener Linien/Johannes Zinner

Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer (links) und Eduard Winter.

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Wien – Es werde nicht der übliche Baustellensommer im westlichen Wiener Öffi-Netz, räumt Günter Steinbauer ein. Der technische Geschäftsführer der Wiener Linien wiederholte am Montag seine drastische Metapher von der "Operation am offenen Herzen", die die Sanierung der U-Bahn-Linie U4 für die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs in der Stadt bedeute. Ab 30. April wird der westliche Ast der Linie um vier Stationen gekappt, Hietzing zur neuen Endstation. Am 2. Juli rückt die Endhaltestelle noch eine Station weiter nach Osten und also bis Schönbrunn. So bleibt die Sperre bis zum Schulbeginn Anfang September aufrecht, wenn die Berechnungen des Verkehrsunternehmens aufgehen.

57.000 Passagiere werden täglich von der angesagten Abriegelung betroffen sein. Ihnen verspricht der betriebliche Geschäftsführer Eduard Winter ausreichend Ersatzraum. Denn 64.000 Extraplätze werden für die vier Monate bereitgestellt. 14 Zusatz-, laut Winter aber "keine Ersatzbusse" werden unter der Kennung U4Z entlang der Hadikgasse und dem Hackinger beziehungsweise Hietzinger Kai pendeln, später noch ein Stück weit auf der Schönbrunner Schlossstraße und der Linken Wienzeile. Klimatisierte Citaro-Busse sind es, die zur Stoßzeit in Drei-Minuten-Intervallen, in Nächten vor Wochenenden und Feiertagen auch nach den Fahrplänen der Nacht-U-Bahn verkehren.

Der U4Z ist nur für den Zielverkehr direkt in den Anrainergrätzeln vorgesehen und vor Staugefahr freilich nicht gefeit. Deshalb wird in anderen Stadtteilen arbeitenden Einpendlern der Umstieg auf die S-Bahn-Linien S45 und S80, vor allem aber auf die S50 bis Westbahnhof nahegelegt, um in das U-Bahn-Netz zu gelangen.

Entlastend sollen zudem Intervallverkürzungen und der Einsatz längerer Garnituren bei den bestehenden niederrangigen Lokalverbindungen wirken. Teils werden die Buslinien 47A, 51A, 54A und 54B sowie die Straßenbahnlinien 49, 52 und 58 dementsprechend adaptiert, abschnittweise auch in der Linienführung. In der zweiten Phase ab 2. Juli werden auch die Buslinien 56A und 56B bis Schönbrunn verlängert.

Wer in den nächsten Monaten ein eigentlich mit der U4 erreichbares Ziel im westlichen Stadtgebiet anpeilt, soll jedenfalls eine Viertelstunde mehr Fahrzeit einplanen, sagen die Geschäftsführer. Noch längere An- und Abreisespannen sind bei großen Spielen des SK Rapid zu erwarten, dessen neues Stadion an der Westeinfahrt am 16. Juli eröffnet wird.

Generalprobe für die innerstädtische Sperre

Die Modernisierung des U4-Abschnitts kostet rund 50 Millionen Euro, "ein paar hunderttausend Euro" davon werden laut Winter für eine Informationsoffensive ausgegeben, die die Fahrgäste vor Frusterlebnissen bewahren soll. Schon seit Anfang April werden Anrainerzeitungen verteilt, nun wird die Infokampagne auch auf Infoscreens in den U-Bahn-Stationen, City-Lights, Folder und Lautsprecherdurchsagen erweitert. Letzteres auch auf Englisch, um die internationalen Schönbrunn-Besucher zu erreichen. Fahrplandienste wie die stadteigene App Quando seien bereits aktualisiert, sagt Steinbauer.

Ab dem eigentlichen Zeitpunkt der Sperre werden an den betroffenen Stationen, vor allem aber in Hietzing und Schönbrunn 70 Wiener-Linien-Mitarbeiter auf Nachfrage den individuellen Weg weisen. Nach dem Ende dieser Tätigkeit können sie sich bereits mit den weiter östlich gelegenen Ausweichrouten befassen. Denn ab Sommer des nächsten Jahres wird der U4-Abschnitt zwischen Längenfeldgasse und Karlsplatz gesperrt und saniert. (mcmt, 18.4.2016)