Wien – Mit der Vergabe der Austrian Fashion Awards (AFA) ist am Dienstagabend das erste Take Festival for Independent Fashion and Arts in Wien eröffnet worden. Der Modepreis der Stadt Wien ging an den in der Bundeshauptstadt ansässigen Herrenmoden-Designer Leopold Bossert. Das Bundeskanzleramt (BKA) zeichnete die derzeit in Berlin lebende junge Modemacherin Marie Oberkönig aus.

"Wir nutzen ein verlassenes Haus als Bühne", hatte Markus Hausleitner, Gründer des Labels "house of the very island's..." und verantwortlich für die Inszenierung des Events, postuliert. Die Alte Post auf der Dominikanerbastei gab dem interdisziplinären Modediskurs einen spannenden Rahmen, die musikalische Untermalung stammte von chra, dem Soloprojekt der Musikerin Christina Nemec, Denice Bourbon moderierte, und die nur für geladene Gäste zugängliche AFA-Verleihungsgala fand vor recht vollem Haus statt, prominente Gesichter wie Songcontest-Hoffnung Zoe, Schauspielerin Sigrid Spörk, Hutdesignerin Niki Osl (Miss Lillys Hats) und ihr Partner Rudi Nemeczek (Minisex) oder die Wiener Staatsopern-Ballettstars Olga Esina und Kirill Kourlaev inklusive. Danach folgte noch eine Publikumsshow. Insgesamt dauert das Take Festival als Verbindung von Mode mit Kunst und zahlreichen Programmpunkten bis Samstag.

Preise in vier Kategorien

Die AFA gab es erstmals in vier Kategorien: Die Stadt Wien fördert mit ihrem mit 10.000 Euro dotierten Preis innovatives Design jüngerer Labels. Er richtet sich an aufstrebende Talente und soll eine Bestärkung sein. Preisträger Leopold Bossert ist seit seiner Debütkollektion 2014 mit seiner hochwertigen, klassischen Herrenmode in mehr als zehn Stores international vertreten, u.a. in Großbritannien, Hongkong und den USA.

Davor hatte er fünf Jahre lang experimentiert, bis er mit einem pensionierten Ingenieur alte Industriemaschinen umbaute und damit eigene Sticharten entwickeln konnte. Bossert "verfolgt einen sehr interessanten, innovativen Ansatz in der Transformation von klassischer Linienführung und Herrenschneiderkunst in neuartige, ästhetisch anspruchsvolle Herrenmode", befand die Jury.

Modepreis der Stadt Wien: Leopold Bossert.
Foto: anne feldkamp

Der Modepreis des BKA wird für zukunftsweisendes Schaffen jüngerer Designer vergeben und finanziert mit bis zu 18.000 Euro ein einjähriges Arbeitsstipendium. Dieser Karriereschritt wird Marie Oberkönig, Absolventin der Kunstuniversität Linz/Wien, zuteil. Silhouetten mit flächigem Volumen haben ihre bisherigen Entwürfe geprägt. "Marie Oberkönig überzeugte durch die herausragende Qualität ihres Portfolios, ihr profundes Research und ihre starke Initiative, als Designerin zu wachsen", lautete die Jury-Begründung.

Preis des Bundeskanzleramts: Marie Oberkönig
Foto: anne feldkamp

Mit dem neuen Outstanding Artist Award (10.000 Euro) hat das BKA die Mode in den Kanon der Künste aufgenommen und angekündigt, einen arrivierten und künstlerisch besonders eigenständigen Designer unterstützen zu wollen. Geworden ist es die Salzburgerin Flora Miranda Seierl.

Sie hat ihr Studium an der Royal Academy of Fine Arts in der belgischen Mode-Metropole Antwerpen, wo sich auch ihr Atelier befindet, abgeschlossen. Danach arbeitete sie mit dem Team der niederländischen Couturedesignerin Iris Van Herpen und konzentriert sich jetzt auf experimentelles Design, recht weit weg von Einengungen wie Tragbar- oder Alltagstauglichkeit. "Flora Miranda erweitert in ihrer Arbeitsweise die Grenzen von Modedesign und Handwerk", so das Jury-Lob.

Outstanding Artist Award: Flora Miranda Seierl.
Foto: anne feldkamp

Den ebenfalls zum ersten Mal verliehene Wien Products Accessories Award nahmen Tanja Bradaric und Taro Ohmae mit nach Hause. Ihr Label Bradaric Ohmae steht für luxuriöse Lederhandtaschen. Designs wie das "Wiener Geflecht" in Anlehnung an den Thonet-Sessel Nr. 14 sind das Markenzeichen. Der von der Exportinitiative der Wirtschaftskammer Wien ausgelobte Preis beinhaltet u.a. Teilnahmen an der Accessoires-Messe Premiere Classe/Tuileries. Die Jury zeigte sich von den "höchsten Qualitätskriterien und der traditionsreichen Wiener Handwerkskunst" beeindruckt.

Wien Products/Accessories Award: Bradaric Ohmae
Foto: anne feldkamp

Die große Halle bzw. die Gänge und ehemaligen Büroräume der Alten Post werden während der Festivaldauer in einer Art Parcours mit Mode, Fotografie, Kunst und Design bespielt. Als ein Highlight kann eine Sonderschau mit bisher unbekannten Arbeiten der Fotografin Elfie Semotan gelten. Am Donnerstag lädt die Wirtschaftsagentur Wien zur Departure Fashion Night, die den in Mailand etablierten Wiener Shootingstar Arthur Arbesser sowie vier weitere Modeschaffende präsentiert. Dank eines täglich in den früheren Kassenräumen geöffneten Pop-up-Stores kommt auch das Mode-Shopping nicht zu kurz. (APA, 19.4.2016)