In Wolfsburg haben neben den Rechtsexperten derzeit vor allem die Bilanzierer viel um die Ohren. Es gilt, vor der Aufsichtsratssitzung am heutigen Freitag, die wirtschaftlichen Folgen von "Dieselgate" in den Büchern zu berücksichtigen. Die Einigung mit dem Richter in den USA will in Zahlen gegossen werden. Was man bisher weiß, ist, dass die ergebniswirksamen Rückstellungen einen zweistelligen Milliardenbetrag ausmachen werden. Ob das ausreicht, kann derzeit schwer eingeschätzt werden: Kosten für Rückrufe, Strafen, Entschädigungen und Prozesse könnten durchaus höher ausfallen. Aber immerhin: Zumindest in den USA konnte mit dem Kompromiss der größte anzunehmende Unfall verhindert werden.

Damit erhärtet sich jene These, die entgegen großer medialer Aufregung immer davon ausging, dass Volkswagen die Krise mit ein paar dicken Kratzern überstehen wird. Wichtigster Aspekt bei diesem Gedankenspiel: Die Kunden haben zwar verhalten auf die im September des Vorjahres aufgeflogene Manipulation der Abgaswerte reagiert, von einem Einbruch der Verkäufe kann aber keine Rede sein.

Mehr noch: Die überschaubaren Rückgänge beim Absatz sind mehr auf die Rezession in Brasilien und Russland sowie auf die Wachstumsschwäche in China zurückzuführen als auf Kaufverweigerung. Ökologische Motive hin, ethische Aspekte her: Die Konsumenten leisteten bei VW wichtige Pannenhilfe. (Andreas Schnauder, 21.4.2016)