Eröffnung am Freitag im Hotel Die Wasnerin.

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Autorin Isabel Bogdan.

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Autorin Markant Gaponenko.

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Wasnerin Autor Clemens Setz.

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Es gibt vermutlich kaum passendere Kulissen, um auf den Welttag des Buches am 23. April, eingestimmt zu werden, als beim Wortfestival "Literasee", das seit gestern, Freitag drei Tage lang im Hotel "Die Wasnerin" in Bad Aussee und heuer zum zweiten Mal stattfindet. Den Auftakt dieser bestens programmierten Veranstaltungen (Bernhard Borovansky, Petra Hartlieb, Petra Barta, Gernot Reiter) hat gestern die junge, viel in Wien lebende und ursprünglich aus der Ukraine stammende Schriftstellerin und Pferdenärrin Marjana Gaponenko gemacht und aus ihrem Buch "Das letzte Rennen" gelesen und nebenbei sehr originell erzählt, wie sie selbst Pferden das Lesen beibringt.

Auch die Lesung des Grazer Schriftstellers Clemens J. Setz und mehr noch das moderierte Vor- und Nachgespräch (Doris Lind) zu seinem aktuellen Roman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre" haben den Bücherkosmos sowohl ernsthaft als auch kurzweilig ausgeleuchtet. Das allerorts an ähnlichen Fragen interessierte Publikum (Wie wird man überhaupt Schriftsteller?), wurde – in dieser Stunde zwischen Lesung und Gespräch – reich mit Geschichten beschenkt.

Setz selbst, der bis er 16 war nie gelesen, sondern immer nur Computer gespielt hat, ist zum Beispiel wegen einer plötzlichen Lehrplan-Reform innerhalb seines Lehramtsstudium (Mathematik) aus der Universität ausgeschieden und Autor geworden. Durchaus erfolgreich. "Das stimmt eigentlich nicht", sagt der mittlerweile 35-jährige Setz, immerhin mit dem Preis der Leipziger Buchmesse und dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichnet mit sympathischer Bescheidenheit: "Es funktioniert eher wie beim Glücksspiel!" Etwa auf einer der Long- oder Shortlisten der begehrten Buchpreise zu landen. Da würden vor allem die Buchverlage unter hohem Druck stehen.

Originalität und Durchsetzungskraft

Apropos Verlage. Mit denen streitet man sich als Autor oder Autorin dann auch gerne in Sachen Titelfindung, wie etwa Setz, der etwa mit "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kinder" (Suhrkamp, 2011) Hang zur Originalität und auch Durchsetzungskraft beweist. Wer sich von seinem aktuellen 1000 Seiten starken Werk abschrecken lässt, sei zum Querlesen ermutigt: "Bei mir wird der Leser nicht bestraft, wenn man nicht das ganze Buch liest." und zitiert Ernst Jandl, der einmal gesagt hat: "Zu einem Inhalt kam es nur aus organisatorischen Gründen."

Schon nach Dämmerung, in Frankreich laut Setz auch "Die Stunden zwischen Hund und Wolf" genannt, liest noch die Übersetzerin Isabel Bogdan, zum ersten Mal in Österreich, aus ihrem Bestseller "Der Pfau". Sie ist kurzfristig eingesprungen für den mit Spannung erwarteten Literaturprofessor Jan Philipp Reemtsma, der am Donnerstag wegen einer Erkrankung kurzfristig abgesagt hat. Der Berliner Kritiker Jörg Magenau, dessen aktuelles Buch "Princeton 66" gerade erschienen ist, hätte mit ihm darüber sprechen sollen, was es heißt einen literarischen Text zu interpretieren.

Magenau ist trotzdem angereist, er wird heute Abend mit dem großen Martin Walser über dessen neuen Roman "Ein sterbender Mann" reden. Davor lesen noch die deutsche Autorin und Moderatorin Thea Dorn ("Die Unglückseligen") und der Österreicher Hans Platzgumer aus "Am Rand" – in den Salzwelten Altaussee. Die Veranstaltung schließt Sonntag Vormittag Anna Mitgutsch mit einer Lesung aus ihrem neuen Buch "Die Annäherung". (Mia Eidlhuber, 23.4.2016)