Bundesminister Josef Ostermayer (Mitte) und seine neue Doppelspitze für die ÖNB: Richard Starkel und Johanna Rachinger.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Mit "Bauen und Bücher" fasste Kulturminister Josef Ostermayer den bisherigen Lebensweg von Richard Starkel zusammen, als er den 46-Jährigen am Montag als zukünftigen wirtschaftlichen Geschäftsführer der Österreichischen Nationalbibliothek präsentierte. Wissenschaftliche Leiterin bleibt Johanna Rachinger, die das Haus seit 2001 leitet. Bisher allein.

Die Doppelspitze war Mitte Februar ausgeschrieben worden – nicht aus Misstrauen, sondern zur "formalisierten Herstellung eines Vier-Augen-Prinzips", wie Ostermayer betonte. Die ÖNB ist nur eines von vielen Häusern, die zukünftig nach diesem Prinzip geführt werden.

Bereits im März fiel die diesbezügliche Entscheidung im Mak zugunsten seines bisherigen Leiters Christoph Thun-Hohenstein im Duo mit Teresa Mitterlehner-Marchesani, die ihm in kaufmännischen Belangen zur Seite stehen wird. Die Entscheidung über die Nachfolge Agnes Hussleins im Belvedere steht noch aus. Zwei bis drei Wochen solle die Beratung der Findungskommission noch dauern, ehe ihm Vorschläge unterbreitet würden, meinte Ostermayer dazu.

24 Bewerbungen

Für die Leitung des Traditionshauses ÖNB jedenfalls – 2018 feiert man das 650. Jahresjubiläum – sind bis Mitte März 24 Bewerbungen eingegangen, davon fünf für den wissenschaftlichen und 19 für den kaufmännischen Posten. Diese entfielen in 16 Fällen auf männliche und in acht auf weibliche Interessenten. Acht Bewerbungen kamen aus dem Ausland. Vom Minister wurden drei Personen für den wirtschaftlichen und zwei für den wissenschaftlichen Bereich angehört – Rachinger allerdings, gab der Minister zu, nicht im Büro. Man treffe sich ohnehin jede Woche etwa einmal auf Ausstellungseröffnungen.

Zufrieden mit der dabei zustande gekommenen Entscheidung zeigte sich Gottfried Toman, Vorsitzender des ÖNB-Kuratoriums und Leiter der Findungskommission, der weiters u. a. Elisabeth Niggemann (Generaldirektorin der Deutschen Nationalbibliothek), Heidemarie Uhl (Akademie der Wissenschaften) und Kultursektionsleiterin Andrea Ecker angehörten. Er sprach bei der Pressekonferenz von einem "optimum optimorum" und lobt Starkels "ruhige, nachdenkende Art".

Freude über "spannende Aufgabe"

Dass sich die künftigen Kollegen verstehen werden, kann gemutmaßt werden. Schließlich kommen beide aus demselben Arbeitsumfeld: Von 2001 bis 2009 war Starkel kaufmännischer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Ueberreuter, wo Rachinger vor ihrer ÖNB-Berufung als Geschäftsführerin des Carl-Ueberreuter-Verlags tätig war. Nach drei Jahren beim Immobilienentwickler Raiffeisen Evolution arbeitete er zuletzt als Geschäftsführer in der Verlagsgruppe News.

Der Weggang von dort falle ihm privat nicht leicht. Er freue sich aber über die "spannende Aufgabe" in einem "so renommierten Haus wie der Österreichischen Nationalbibliothek". Die Rede von der ÖNB als "Hort des Wissens und der Information" beherrscht er schon.

"Ambitionierte Zukunftspläne"

"Ambitioniert" nennt Rachinger das gemeinsame Programm für die nächsten fünf Jahre und darüber hinaus. Teil der "Vision 2025" sei es, den digitalen Bestand weiter auszubauen und sich zudem mit Digital Humanities, Big Data Strategien, Crowdsourcing und Crowdfunding zu befassen. Auch der Bücherspeicher unter dem Heldenplatz steht ganz groß auf dem Plan. Er sei eine Notwendigkeit für das gesetzlich zum Sammeln verpflichtete Haus.

Haus der Geschichte

Während Rachingers Vertrag mit 2017 um fünf Jahre verlängert wird, tritt Starkel seinen Job schon heuer im Oktober an. Grund dafür sind die Vorarbeiten zum organisatorisch an die ÖNB angegliederten Haus der Geschichte in der Neuen Burg. Dessen Errichtungskosten sollen sich laut der demnächst veröffentlichten Vorstudie auf 29 Millionen Euro belaufen. Mit 3,6 Millionen Euro an Aufwendungen rechnet man für den laufenden Betrieb ab 2018. (Michael Wurmitzer, 25.4.2016)