Das Profilbild von Euler-Rolle: mit Hundstorfer für Van der Bellen.

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Wien – Matthias Euler-Rolle, der Kommunikationschef der SPÖ, änderte am Dienstag sein Profilbild auf Facebook: Es zeigt ihn mit dem unterlegenen Präsidentschaftskandidaten der SPÖ, Rudolf Hundstorfer, versehen mit dem Sticker, der im Internet vorwiegend unter Grünen kursiert: "Ich wähle Van der Bellen." Damit deklariert sich Euler-Rolle, nicht aber Hundstorfer, wie der SPÖ-Sprecher betont.

Einer der Ersten von der SPÖ, der angekündigt hatte, im zweiten Wahlgang den Grünen zu wählen, war Bundeskanzler und Parteichef Werner Faymann. Ihm schloss sich gleich Kanzleramtsminister Josef Ostermayer an, in der Folge deklarierte sich eine Reihe weiterer prominenter SPÖ-Vertreter wie Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser oder Wiens Bürgermeister Michael Häupl, der "keinen Bundespräsidenten, der Österreich spaltet", wolle. Auch Oberösterreichs SPÖ-Chef Johann Kalliauer, der am Sonntag noch ein Geheimnis daraus machte, wen er wählen wolle, nannte schließlich Van der Bellen. Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl berief sich dagegen auf das Wahlgeheimnis.

Wen sie lieber haben

Offiziell gibt es seitens der SPÖ keine Wahlempfehlung für Van der Bellen. "Die Bürger entscheiden, wen sie lieber haben, daher wird es von der SPÖ keine Wahlempfehlung geben", sagte Faymann am Dienstag.

Keine Wahlempfehlung gibt es auch vom Gewerkschaftsbund, stellte ÖGB-Präsident Erich Foglar klar, er selbst werde aber Van der Bellen wählen.

Die ÖVP hält sich gänzlich bedeckt. "Jeder ÖVP-Wähler und jedes Parteimitglied ist selbst in der Lage, sich eine Meinung zu bilden, der Rest ist Wahlgeheimnis", sagte Vizekanzler Reinhold Mitterlehner.

Tiefstes 20. Jahrhundert

Auch von den Neos wird es, wie schon im ersten Wahlgang, keine direkte Wahlempfehlung geben, aber Parteichef Matthias Strolz stellte klar, dass er Van der Bellen wählen werde. "Wahlempfehlungen sind tiefstes zwanzigstes Jahrhundert", sagte Strolz am Dienstag. Er selbst wähle den Kandidaten, "der proeuropäisch ist, und das ist Alexander Van der Bellen". Im ersten Wahlgang hatten die Neos eine Präferenz für die unabhängige Kandidatin Irmgard Griss erkennen lassen, aber auch aus ihrer Sympathie für Van der Bellen kein Hehl gemacht.

Griss selbst hat bereits angekündigt, keine Wahlempfehlung abzugeben. Am Dienstag schrieb sie auf Facebook: "Mehr als 800.000 Wählerinnen und Wähler haben für mich gestimmt. Ihnen nun zu empfehlen, wem sie in der Stichwahl ihre Stimme geben sollen, würde dem Wesen dieser vielfältigen Wahlbewegung widersprechen. Denn hier haben sich Menschen zusammengefunden, die nicht derselben Gesinnungsgemeinschaft angehören. Sie sind mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich bei dieser Wahl frei entschieden haben und das auch in Zukunft tun werden."

Ohne Erwiderung

Dabei hatte sich das Team von Van der Bellen redlich darum bemüht, Unterstützung von Griss zu erhalten. Am frühen Wahlabend, als noch nicht ganz klar war, wer auf dem zweiten Platz liegen und in die Stichwahl gegen den freiheitlichen Norbert Hofer kommen würde, hatte Wahlkampfmanager Lothar Lockl angekündigt, Van der Bellen würde im Fall des Falles Griss unterstützen – sehr in der Hoffnung, dass es auch umgekehrt eine Wahlempfehlung für Van der Bellen geben würde. Die bleibt nun aus.

Das Team Stronach macht aus seinen Präferenzen dagegen kein Geheimnis und hält die Wahlempfehlung für den FPÖ-Kandidaten Hofer auch für die Stichwahl aufrecht. Dieser stehe ihm "natürlich ideologisch wesentlich näher" als Alexander Van der Bellen, betonte Klubchef Robert Lugar am Dienstag. Denn Hofer lägen die Österreicher am Herzen und nicht die Zuwanderer.

Matthias Euler-Rolle, der Kommunikationschef der SPÖ, warb eben noch für Rudolf Hundstorfer, ist nach dessen Niederlage aber ins Lager von Alexander Van der Bellen gewechselt. (Michael Völker, 27.4.2016)