Foto: Lisi Specht
Foto: Lisi Specht
Foto: Lisi Specht

Die Schauspielerin und Kabarettistin Elke Winkens hat es gern sauber und aufgeräumt. Dass sie heute in einer Dachgeschoßwohnung in Wien-Mariahilf wohnt, hat sie Alfred Hitchcock und zwei maskierten Räubern zu verdanken.

"Die Geschichte dieser Wohnung ist wie "Das Fenster zum Hof" von Alfred Hitchcock. Denn ursprünglich habe ich auf der anderen Straßenseite, genau vis-à-vis, gewohnt. Jahrelang, von 2011 bis 2015, um genau zu sein, habe ich aus meinem Küchenfenster in dieses Wohnzimmer hier hereingesehen, jahrelang habe ich mir gedacht: 'Mein Gott, so eine große Wohnung, und der fesche Mann, der da wohnt, ist so wenig und so selten daheim. Was für eine Verschwendung!' Morgens habe ich ihn beim Kaffeetrinken am Fenster gesehen, und dann war er weg. Das war's.

Elke Winkens und Labradordame Amely auf der oberen Etage der Wohnung. Im Hintergrund ein Kunstobjekt von Judith Saupper.
Foto: Lisi Specht

Eines Tages habe ich den Hausmeister drüben gefragt, ob er denn weiß, wer da oben im letzten Stock wohnt. Das sei ein Rechtsanwalt, meinte er. Daraufhin habe ich ihn gegoogelt und mir gedacht: "Bisschen spießig, aber das lässt sich ja machen! Sonst voll mein Typ!" Als eine Freundin von mir im Winter am Gehsteig ausgerutscht ist, sich dabei den Arm gebrochen hat und mir dann erzählte, sie hätte einen total sympathischen Anwalt, nämlich genau den da im Haus vis-à-vis, da war's um mich geschehen. Hört sich jetzt echt an wie die voll arge Stalkergeschichte, oder?

Das Schicksal jedenfalls wollte uns unter allen Umständen zusammenführen. Am 1. März 2015 um 18 Uhr nämlich habe ich beobachtet, wie in der Dachgeschoßwohnung im Haus gegenüber irgendwer mit der Taschenlampe herumfuchtelt. Ich dachte mir schon: "Was macht der da?" Als ich dann in den nervösen, zuckenden Lichtkegeln die Silhouetten von zwei schwarz vermummten Männern gesehen habe, war alles klar. Ein Anruf bei der Polizei, eine Aussage als Zeugin, ein Dankeschön vom hübschen Rechtsanwalt im Haus gegenüber, denn schließlich habe ich seine Einbrecher in flagranti erwischt, und der Rest war Liebe auf den ersten Blick.

"Ein bisschen Farbe, ein bisschen Liebe und der Hauch von Chaos geben der Wohnung Gestalt", sagt Winkens. Der Wyhnalek-Holzbuddha ist ihr Lieblingsstück.
Foto: Lisi Specht

Heute wohnen wir zusammen. Und ich bin Teilzeithundefrauchen geworden. Die Wohnung hat 130 Quadratmeter, aufgeteilt auf zwei Etagen, Blick auf Esterházypark und Wienerberg, Dachterrasse mit Blick auf Karlskirche und Stephansdom.

Bevor ich mich an die Arbeit gemacht habe, war das eine Junggesellenwohnung. Weiße Wände, wenige Möbel, Männercharme. Nachdem ich allerdings eine leidenschaftliche Einrichterin bin und mich fürs Wohnen interessiere, hat mir mein Freund fast Carte blanche gegeben. Das Einzige, was er mir verboten hat, waren rosa Wände. Vieles ist im gemeinsamen Gespräch, in der Kombination entstanden: meine Möbel, seine Möbel, bisschen Farbe, bisschen Liebe und der Hauch eines Chaos, und schon hat die Wohnung richtig Gestalt angenommen.

Ein Möbelstück, das mich schon seit Ewigkeiten begleitet, ist der schwarze Holzschrank. Den habe ich auf Bali gekauft, als ich dort einmal gedreht habe. Ich glaube, der war mit mir schon in sämtlichen Städten in Deutschland unterwegs. Ein weiteres Stück, das ich nie hergeben möchte, ist eine kleine Plattenbau-Skulptur der Vorarlberger Künstlerin Judith Saupper. Und dann steht auf der Terrasse mein Lieblingsholzbuddha. Der muss auch überall mit.

Foto: Lisi Specht

Ich bin ein unglaublich pedantischer Mensch. Ich habe zwar lauter pedantische Freunde, aber ich bin die Prinzessin. Ich glaube, Pedanterie hat mit einer unglücklichen, entwurzelten Kindheit zu tun, weil man auf diese Weise die Möglichkeit hat, zumindest im Außen aufzuräumen. Meine Eltern sind permanent umgezogen, quer durch die ganze Welt -Holland, Belgien, Südafrika, Kenia, Madagaskar, etliche Städte in Deutschland. Und immer, wenn ich es mir in meinem Zimmer gemütlich gemacht und Freunde gefunden habe, kam meine Mutter ins Zimmer, und ich kannte bereits ihren Blick, der da hieß: "Komm Elke, wir ziehen wieder um!" Es war schrecklich.

Nach vielen Jahren mal da, mal dort lebe ich nun seit genau 25 Jahren in Wien. Ich finde Wien super. Manchmal stehe ich mit dem Kaffee am Fenster und schaue rüber auf meine alte Loft-Wohnung. Schön war die schon. Auch sehr designlastig und recht pedantisch, so wie alles in meinem Leben. Aber es ist ein schönes, ein buntes, ein aufregendes Leben." (1.5.2016)