Man kennt viele Edelsteine vom Namen, weniger bekannt ist, dass sie eigene Familien bilden. Ein kleiner ausgewählter Stammbaum des Funkelns und Glitzerns in sechs Gruppen.

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Diamant

Der Diamant ist der Stein der Superlative und wohl auch der Prominenteste aller Edelsteine. Er ist der härteste Stein mit der Härte 10, verfügt über eine vollkommene Spaltbarkeit und eine sehr hohe Lichtbrechung. Außerdem gibt es ihn in fast jeder Farbe, sogar in Schwarz. Geht er in Richtung Gelb, Rot, Blau, dann spricht man von "fancy colours", die den Stein noch teurer machen. Generell ist Rot die gefragteste aller Edelstein-Farben.

Für eine Rekordsumme ist ein rosafarbener Diamant, der "Pink Star", versteigert worden. Bei der Sotheby's-Auktion wechselte der fast 60 Karat schwere Edelstein für rund 62 Millionen Euro inklusive Provision den Besitzer. Ein Karat entspricht exakt 0,2 Gramm bzw. ein Gramm fünf Karat.

(Im Bild ein graublauer Diamant)

Foto: ap/yu

Granat

Die Steine der Granat genannten Gruppierung sind durch spektakuläre Farbvarianten gekennzeichnet. Der Demantoid ist der kostbarste Vertreter, er ist grün und verfügt sogar über eine höhere Lichtbrechung als der Diamant. Es gibt Granate in fast allen Farben.

Eine große Karriere hat der orangefarbene Mandarin-Granat gemacht, der auch als Spessartin bekannt ist. Granate wurden bereits in der Antike als Schmucksteine verwendet. Im Mittelalter waren sie gemeinsam mit Rubinen und Spinellen als Karfunkel bekannt. Das Mineral kann massiv, aber auch in Form von Körnern vorkommen, welche Ähnlichkeit mit den Kernen von Granatäpfeln aufweisen.

(Im Bild ein Tsavolith)

Foto: Wiener Edelsteinzentrum/www.edelsteine.at

Korund

Die Steine, die zur Sippe der Korunde gehören, sind unter diesem Namen eher weniger bekannt. Sie verfügen über eine Härte 9 von 10, was sie sehr attraktiv macht. In Form eines Rubins leuchtet der Korund rötlich, was der Chromanteil in ihm ausmacht, in Taubenblutrot ist er besonders begehrt. Ist er orange gefärbt, wird der Korund Padparadscha genannt.

Auch der Saphir gehört zu den Korunden, der je nach Eisenhaltigkeit verschiedene Blautöne annehmen kann. Die größten bisher bekannten Korundkristalle, welche erst um 1800 als solche erkannt wurden, erreichten eine Länge von etwa einem Meter und ein Gewicht von bis zu 150 Kilogramm. Der Name stammt aus dem indischen Raum und ist ein Hinweis auf die Härte dieser Edelsteine.

(Im Bild ein Saphir Blau)

Foto: Wiener Edelsteinzentrum/www.edelsteine.at

Spinell

Ihren Namen verdanken Spinelle ihrem "Funkeln". Auch sie kommen in diversen Farben vor, zum Beispiel in Blau, Gelb, Grün oder Schwarz. In der Farbe Rot weisen sie eine große Ähnlichkeit mit Rubinen auf. Deshalb stellten sich viele berühmte Rubine aus einer Reihe von Kronjuwelen später als Spinelle heraus. Das liegt daran, dass der Spinell erstmals 1587 in Burma als eigenständiges Material erkannt wurde. Bis sich dies in Europa herumsprach, sollte eine lange Zeit vergehen. Aufgrund seiner großen Härte (Mohshärte 8) und der nur geringen Spaltbarkeit ist Spinell ein ausgezeichneter und leicht zu verarbeitender Schmuckstein.

(Im Bild ein Spinell Rubinrot)

Foto: Wiener Edelsteinzentrum/www.edelsteine.at

Beryll

Zu dieser Gruppe gehören so bekannte Vertreter wie der grüne Smaragd, der hellblaue Aquamarin, der gelbe Goldberyll und der rosafarbene Morganit sowie der farblose Goshenit. Die Römer schnitten Letzteren in Scheiben und schauten durch das Gestein wie durch eine Brille. Verfügt der Smaragd über Einschlüsse, wirkt das weniger preismindernd, weil seine Farbe so begehrt ist. Er ist sensibel, wirkt warm, gilt als schwer zu bearbeiten und außerdem als sehr mythischer Stein. Besonders gefragt ist er in Grün mit einem Tilt ins Blaue. Ein faszinierender Vertreter dieser Gruppe ist auch der Alexandrit, der die Farbe wechselt. Im Tageslicht erscheint er grün, im künstlichen Licht rötlich.

(Im Bild ein Beryll)

Foto: Wiener Edelsteinzentrum/www.edelsteine.at

Turmalin

Als farbenreichste Edelsteinfamilie mit mehr als 100 Farbtönen gilt die der Turmaline. Es gibt sie sogar in neonfarbenen Tönen. Größere Mengen dieser chamäleonhaften Steine wurden erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts aus Sri Lanka nach Europa importiert. Der Star unter den Turmalinen ist der Paraiba, der 1980 in Brasilien entdeckt wurde.

Sein Wert hat sich mittlerweile vervielfacht, weil es seinen türkis-grünen Farbton kein zweites Mal gibt. Er schimmert ähnlich wie das Wasser in einem Swimmingpool. Ein Paraiba kostet in der Regel das Vielfache eines herkömmlichen Diamanten. Andere Turmaline heißen Achroit, Rubellit oder Dravit.

(Im Bild ein Turmalin tricolor)


Die Zusammenstellung geschah mit Unterstützung des Goldschmieds Thomas Hauser (48). Er stand früher in den Diensten von Tiffany, Boucheron und Cartier in Paris. Er war Gastprofessor für Jewelry Design am Mode-Institut der New York State University und arbeitete für Tiffany oder Kelly Ryan. Im Jahre 2005 kam Hauser zurück nach Wien und gründete das Studio "Atelier Allure by Thomas Hauser". Bezüglich der fairen Herkunft von Steinen gilt für Hauser eine Art Vertrauensprinzip. "Klar gibt es Syndikate, die sich für die Herkunft verbürgen, aber 100-prozentige Sicherheit gibt es wohl nie. Jeder hat seine Händler des Vertrauens. Ich kann schlecht selbst den Weg bis in die Mine zurücklegen und die Verhältnisse dort überprüfen. Das Geschäft basiert auf Vertrauen, die Toleranzgrenze liegt bei null", sagt Hauser. Info: www.atelierallure.com

Für das Zurverfügungstellen der meisten Edelsteinbilder danken wir dem Wiener Edelstein Zentrum, Himmelpfortgasse 7/20a, 1010 Wien, www.edelsteine.at

(Michael Hausenblas, RONDO Exklusiv, 2.5.2016)

Foto: Wiener Edelsteinzentrum/www.edelsteine.at