Wien – Nach der Wahl ist vor der Wahl: Während im Tal die Regierungsparteien um Einheit ringen, dividiert sich am Küniglberg derzeit eher alles auseinander. Montagnachmittag trifft der ORF-Stiftungsrat zu einer außerordentlichen Arbeitssitzung zusammen. Auf der Besprechungsliste standen nach Infos von derStandard.at Themen mit Konfliktpotenzial.

Punkt eins: Fortschritt der Sanierungsarbeiten. Wie berichtet, informierte Generaldirektor Alexander Wrabetz im Dezember das Aufsichtsgremium von Überschreitungen bei den Baukosten in Millionenhöhe. Montag erhielten die Stiftungsräte einen Statusbericht zum Medienstandort über Terminplan und Kosten und besichtigten überdies die Baustelle.

Thomas Zach, Vorsitzender des Finanzausschuss und Leiter des ÖVP-Freundeskreises im Stiftungsrat, spricht auf Anfrage von einer "sehr sachlichen Sitzung": Ziel sei weiterhin "Budget und Zeitplan einzuhalten. Dafür wurden die entsprechenden Weichenstellungen gesetzt".

Auf Kosten abgeklopft

Punkt zwei betraf das Frühstücksfernsehen "Guten Morgen Österreich". Das Vorzeigeprojekt des ORF-Chefs wurde auf seine Kosten abgeklopft, offiziell belaufen sich diese auf sieben Millionen Euro. Inoffizielle Schätzungen gehen von zwölf Millionen Euro aus, je nach Berechnung.

Punkt drei: Status Verkauf Funkhaus. Wer von den neun Bewerbern den Zuschlag erhält, soll laut Plan im Juni feststehen. Wrabetz selbst hat bereits Verzögerungen eingeräumt, Insider rechnen nicht mit einer Entscheidung vor der Wahl des Generaldirektors.

Im Sommer wählt der ORF-Stiftungsrat eine neue Geschäftsführung. Die Bestellung des Generaldirektors erfolgt am 9. August, am 15. September jene der Fachbereichs- und Landesdirektoren. Dass die mögliche Verzögerung des Funkhaus-Verkaufs mit der Wahl der ORF-Führung zusammenhängt, bestreitet man im ORF. (prie, 2.5.2016)