Die Neue Burg am Heldenplatz wird das "Haus der Geschichte Österreich" beherbergen. Eine Ahnung von den für das Projekt im Gesamten zu berücksichtigenden (Kosten-) Faktoren gibt schon allein die Terrasse über dem Eingang: Mit rund einer Million Euro soll sie sich im Fall einer Nutzung zu Buche schlagen, sind dann doch etwa eine Absturzsicherung, ein Windfang sowie ein Vogelschutz nötig.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Wien – Inklusive aller Beilagen rund 270 Seiten dick (und auch für jeden online einsehbar) ist sie geworden, die "Vorstudie zum Haus der Geschichte Österreich", die Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, der das HGÖ organisatorisch angegliedert ist, am Mittwoch präsentierte. An ihrer Seite: Reinhard Bergsmann von der BPM – Bergsmann Projektmanagement GmbH, die man mit dem Erstellen des Papiers beauftragt hatte.

Eine Novelle des Bundesmuseengesetzes vom 13. April dieses Jahres bildet die gesetzliche Grundlage für die jetzt veröffentlichte Vorstudie. Die darin dargelegten quantitativen und qualitativen sowie Kosten- und Terminziele dienen wiederum als Basis für alle nun folgenden Schritte (Planung, Ausschreibung, Vergabe, Ausführung). Im Detail gestalten sie sich wie folgt.

2.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche

Entstehen soll das Haus der Geschichte Österreich (HGÖ) in der Neuen Burg auf einer Gesamtfläche von 3.620 Quadratmetern. Davon entfallen 2.200 Quadratmeter auf die Räume für die Dauer- und Sonderausstellungen im Obergeschoß und 1.420 Quadratmeter auf Nebenflächen (Zugänge und Garderoben im Erdgeschoss, Büros oben).

Kosten für Hardware und Software

Die Gesamtkosten dafür wurden mit 29.525.000 Euro errechnet – ohne laufenden Betrieb, ohne Valorisierung, aber einschließlich einer Schätzungenauigkeit von 25 Prozent. Aufgegliedert ergibt das neun Millionen Euro an Baukosten sowie weitere 3,5 Millionen an Baukosten für IT-Infrastruktur, Sicherheitsmaßnahmen und etwa Sonnenschutz. Mit 5,4 Millionen rechnet man für den Brandschutz, für die Einrichtungskosten sind 11,6 Millionen Euro veranschlagt.

Warum letztere so hoch ausfallen? Sie umfassen nicht nur den Nettoquadratmeterpreis von 3.000 Euro plus Zuschläge für Indexanpassung et cetera (also die "Hardware"), sondern auch die Aufwendungen für die "Software" des Projektes. Dazu zählen nebst der Entwicklung des Programms durch Kuratoren und der Auswahl der Objekte auch Architektenhonorare und Ausschreibungskosten.

Man sei mit dieser Rechnung "am unteren Ende der international üblichen Kosten für eine junge Menschen ansprechende Ausstellungsinstallation in einem so historischen Gebäude" angesiedelt, beteuerte Historiker Oliver Rathkolb. Er ist Leiter des internationalen wissenschaftlichen Beirats, der für die der Vorstudie zugrundeliegende inhaltliche Umsetzungsstrategie (u. a. detailliertes Raum- und Funktionsprogramm) verantwortlich zeichnet. Die Vorstudie selbst nannte er "vorzüglich".

Fahrplan bis zur Eröffnung

Als Terminziele definiert jene die Bewilligung der Budgetmittel bis Ende Mai. Dies ist notwendig, damit die Ausschreibung laut Bundesvergabegesetz starten kann. Der wissenschaftliche Direktor des Hauses soll Ende Juni bestellt werden. Noch ist die Ausschreibung dafür nicht erfolgt, doch sei sie bereits vorbereitet und könne geschehen, sobald der wissenschaftliche Beirat (je zwei Mitglieder aus dem Kultur- und Wissenschaftsministerium, eines aus der Landeshauptleutekonferenz) bestellt sei, so Rachinger. Das sei zwar knapp, sollte sich aber ausgehen.

Der weitere Fahrplan: Detailkonzepte zur Ausstellung sollen bis zum nächsten Frühjahr stehen. Als Baubeginn ist der 1. September kommenden Jahres anvisiert, als Fertigstellungstermin der 1. Oktober 2018. Dann soll die Objekteinbringung erfolgen. Als Eröffnungstermin "realistisch" sei das zweite Quartal 2019.

Besonders betroffen von den Arbeiten ist die hier bisher untergebrachte Sammlung Alter Musikinstrumente des Kunsthistorischen Museums. Dieses muss seine Flächen bis 31. Jänner 2017 räumen. Die Kosten für die Umsiedelung liegen beim KHM und sind nicht in der vorgelegten Vorstudie inkludiert.

"Da muss wirklich alles laufen"

Von einem "ambitionierten Terminplan" spricht Bergsmann angesichts all dessen. Er hat in den Bereichen Bauherrenberatung, Projektleitung und Projektsteuerung bereits für das Museumsquartier, das Technische Museum, das Stift Klosterneuburg und das Grillparzerhaus gearbeitet, wo die ÖNB erst vor einem Jahr ihr Literaturmuseum eröffnet hat. Man habe also Erfahrung, aber "da muss wirklich alles laufen".

Die Idee, das Haus 2018, zum hundertsten Jubiläum der Republiksgründung, aufzusperren, ist damit passé. Man sei aber sehr bemüht, Ausstellungs-Teilbereiche zur Zweiten Republik schon 2018 zu eröffnen, beteuert Rachinger. (wurm, 4.5.2016)