Irgendwann im Jahr 1980: Donald Trump sitzt (noch mit normaler Frisur und zeittypischer Lätzchen-Krawatte) bei einem Fernsehinterview.

ReelinInTheYears66

Die Journalistin will wissen, ob er sich für das Amt des Präsidenten bewerben würde. Trump verneint. Denn dies bedeute erstens ein erbärmliches Leben. Und zweitens: Einer mit unpopulären Ansichten habe gegen jemanden mit "kleinem Hirn und großem Lächeln" niemals die Chance, gewählt zu werden.

Wie sich die Zeiten ändern. Heute ist Trump die Kandidatur für die Republikaner nicht mehr zu nehmen. Dafür ist die einstmals "Grand Old Party" eine politische Ruine.

Der vorerst letzte politisch tatsächlich erfolgreiche Republikaner war Ronald Reagan (siehe oben: "kleines Hirn und großes Lächeln"). Akkurat er hat in diesem Jahr 1980 eine bei der Präsidentschaftswahl siegreiche Koalition aus klassischen Fiskalkonservativen, außenpolitischen Falken und evangelikalen Wertekonservativen geschmiedet. Dieses Bündnis – vom Wall-Street-Broker bis zum Redneck aus Mississippi – fügte dem glücklosen Amtsinhaber Jimmy Carter eine vernichtende Wahlniederlage zu. Es waren die großen Tage der Republikaner, weil sie in der Lage waren, den herkömmlichen, staatskritischen Konservativismus der "besseren Leute" mit den Ressentiments einer weißen, männlichen und bigotten Unterschicht vor allem in den Südstaaten zu verbinden.

Dieses Bündnis hat sich spätestens mit dem Aufkommen der Tea-Party-Bewegung nach der Wahl Barack Obamas ins Weiße Haus aufzulösen begonnen. Seit allerdings Trump die Partei gekapert hat, scheinen die Republikaner nur noch Heimstatt eines völlig hirnverbrannten Chauvinismus zu sein. Es ist die späte Rache jenes amerikanischen Proletariats, das – nachdem es Jahrzehnte gegen seine unmittelbaren Interessen abgestimmt hatte – nun aufgewacht ist und sich vom wohlhabenden republikanischen Establishment betrogen sieht. Es mag ironisch klingen, aber das bleibende Verdienst Donald Trumps ist es, diesen Umstand gewissermaßen schonungslos aufgezeigt zu haben.

Bei dieser guten Tat wird es aus heutiger Sicht wohl bleiben. Denn ein Wahlsieg im November gegen eine – schwache – demokratische Kandidatin Hillary Clinton scheint für die meisten Beobachter ausgeschlossen. Dafür fehlen dem "Zertrümmerer" Trump hunderte Spendenmillionen aus einer geeinten Partei und die Sympathien der entscheidenden Wählergruppen: der Frauen und der Hispanics. (Christoph Prantner, 5.5.2016)