Der Ursprung des domestizierten Dromedars liegt auf der Südostküste der Arabischen Halbinsel.

Foto: Peter Spencer/Murdoch University

Die Tiere werden seit Jahrtausenden als Transportmittel in Wüstenregionen genutzt.

Foto: Fasial Almathen

Wien – Einhöckrige Kamele wurden vor 3.000 bis 4.000 Jahren im Südosten der arabischen Halbinsel domestiziert. Das zeigen genetische Analysen von historischen Knochen und lebenden Dromedaren. Wie die Wiener Populationsgenetikerin Pamela Burger im Fachjournal "PNAS" berichtet, gibt es bei Dromedaren noch immer eine hohe genetische Vielfalt, weil Karawanen offenbar genetische Durchmischung ermöglichten.

Die Säugetiergattung der Altweltkamele teilt sich in drei Arten auf: das zweihöckrige Trampeltier, das zweihöckrige Wildkamel und das einhöckrige Dromedar. Letzteres wird auch Arabisches Kamel genannt und sei eine der letzten Haustierarten, von der man nicht wusste, wie sie domestiziert worden sind, sagte Burger von der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmeduni) Wien.

Umfangreiche Analysen

Das internationale Forscherteam um Burger hat für die Studie nicht nur das Erbgut von rund 1.100 lebenden Dromedaren untersucht, sondern auch mitochondriale DNA aus historischen Knochenfunden. Die ältesten davon waren 7.000 Jahre alt, die jüngsten stammten aus dem 17. Jahrhundert. Darunter waren auch Proben eines bei archäologischen Grabungen 2006 in Tulln (NÖ) entdeckten vollständigen Skeletts, das aus der Zeit der zweiten Wiener Türkenbelagerung im 17. Jahrhundert stammt.

Es zeigte sich, dass die Domestikation der wild lebenden Vorfahren der Dromedare zwischen 2.000 bis 1.000 vor unserer Zeitrechnung begonnen hat. In den darauffolgenden Jahrhunderten gab es immer wieder Einkreuzungen wilder einhöckriger Kamele in die Hausdromedare, ehe zur Zeitenwende die Wildform dann ausstarb. "Die Population der Wildform dürfte zur Zeit der Domestikation schon relativ klein gewesen sein und die gezähmten Tiere haben einfach die wilden verdrängt", so Burger.

Die Wissenschafter gehen davon aus, dass die Domestikation an der Südostküste der arabischen Halbinsel in der Region der heutigen Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) begonnen hat. So zeigten sich in 7.000 Jahre alten archäologischen Funden von Dromedarknochen aus den VAE die selben genetischen Linien (Haplotypen) in der mitochondrialen DNA wie in modernen einhöckrigen Kamelen.

Genetische Vielfalt

Im Gegensatz zu anderen Haustierarten, wo üblicherweise durch Züchtungen die genetische Vielfalt des Erbguts abnimmt, weisen die Dromedare nach wie vor eine hohe genetische Vielfalt auf. Einerseits dürften die weit verzweigten Handelsbeziehungen in Nordafrika und Vorderasien, die durch das Dromedar als Transportmittel ermöglicht wurden, zur genetischen Durchmischung beigetragen haben. So konnten immer wieder unterschiedliche Populationen aufeinandertreffen.

Andererseits habe beim Dromedar keine spezielle Selektion stattgefunden. Burger:"Es gibt keine Milchkamel- oder Fleischkamel-Rassen, im Gegensatz zu Hochzüchtungen wie man sie bei Schweinen, Hühnern oder Rindern findet." Die Wissenschafter führen das darauf zurück, dass Kamelzüchter nicht einzelne Tiere für einen speziellen Zweck selektierten, sondern auf die Vielfalt in der Kamelherde achteten, "um mit den wechselnden klimatischen Bedingungen zurechtzukommen, damit am Ende die Herde überlebt und nicht ein einzelnes hochgezüchtetes Tier, das bei der nächsten Dürre kein Chance hat", so die Forscherin.

Eine einzige Gruppe wies keine so hohe genetische Vielfalt auf. Dabei handelt es sich um eine Dromedar-Population am Horn von Afrika, etwa in Kenia und Somalia, die schon länger von anderen einhöckrigen Kamelen isoliert sind. (APA, red, 9.5.2016)