Wahlkampf in Aquarell und Film: "Malerei heute" von Stefan Hayn und Anja-Christin Remmert.

Foto: Mumok

Der in Berlin lebende Maler und Filmemacher Stefan Hayn ist auf eine zurückhaltende Weise radikal. In "Malerei heute" (2006, gemeinsam mit Schauspielerin Anja-Christin Remmert) geht es um die Wiedergewinnung der malerischen Möglichkeiten, und zwar durch den Raum des Kinos hindurch. Als Grundlage dienen Aquarellarbeiten, die Hayn 1998 in Berlin begann, in einer pointierten Verschiebung dokumentarischer Praktiken. Denn eigentlich war die Wasserfarbenmalerei ein denkbar ungeeignetes Medium, um den Stadtraum und dessen Botschaften während jenes Wahlkampfs zu erkunden, der zu einer rot-grünen Mehrheit in Deutschland führte.

Aber gerade die anstößige Figur des langsamen, medial "zurückgebliebenen", Signale piktoral werden lassenden Malers konnte man 2006, als der Film Malerei heute fertig wurde, als ausgesprochen passend empfinden. Hayn und seine langjährige Partnerin Remmert hatten die hochfliegenden und bald enttäuschten Hoffnungen auf eine politische Modernisierung Deutschlands unterlaufen – und zwar durch ein Manöver auf der Ebene künstlerischer Dispositive: Wasserfarben und Dokumentarfilm zählen zu den Niedriglohnsektoren des boomenden Kunst- und Medienbetriebs.

Das Mumok widmet Hayn unter dem Titel "Woher die Bilder? Wohin die Bilder?" einen Abend im Mumok-Kino; neben Malerei heute sowie zwei frühen Arbeiten stellt man einen Ausschnitt aus dem ganz neuen Dahlienfeuer vor. (reb, 10.5.2016)