Wochenend-Winnetous nächtigen im Ikuna auf Vier-Stern-Niveau.

Foto: Ikuna Naturresort

Die zweistöckigen, aus Vollholz errichteten Tipis bieten Platz für drei bis fünf Gäste, Fußbodenheizung, Flachbildfernseher und WLAN sowie eine Terrasse sind inklusive.

Foto: Ikuna Naturresort

Positiv überrascht werden vor allem zwei Kategorien von Urlaubern sein: Kinderhotelgeschädigte und Westernstadttraumatisierte.

Foto: Ikuna Naturresort

Das Hotelrestaurant ist aussichtsreicher Anwärter auf die "Grüne Haube", die an biozertifizierte Betriebe vergeben wird.

Foto: Ikuna Naturresort

Wiesen, Wälder, Einfamilienhäuser – und Tipis. Indianerzelte im Hausruckviertel? Durchaus! In der kleinen Ortschaft Natternbach, touristisch bislang überschaubar genutzt, aber 1983 immerhin zum schönsten Dorf Österreichs gekürt, hat sich das Ikuna Naturressort auf Familienurlaub mit Indianer-Einsprengseln spezialisiert.

Wer tagsüber auf indianischen Pfaden wandelt, der muss sein Häuptlings-Haupt auch nächtens stilgerecht betten. Der grünen Wiese des Natternbacher Reservats sind daher zwölf weiße Tipis entwachsen. Doch gleich vorweg: Wer glaubt, in dieser Anlage das Straßengewand mit einem Lendenschurz tauschen und sein Haupt mit Federn schmücken zu müssen, um dann einen Marterpfahl mit Kriegsgeheul zum umtanzen, der irrt.

Zelt mit Fußbodenheizung

Wochenend-Winnetous nächtigen im Ikuna auf Vier-Stern-Niveau: Die zweistöckigen, aus Vollholz errichteten Tipis bieten Platz für drei bis fünf Gäste, Fußbodenheizung, Flachbildfernseher und WLAN sowie eine Terrasse sind inklusive. Wer eines der beiden 60 m2 großen Family-Tipis bucht, kann sich überdies eine Auszeit in der privaten Infrarotkabine gönnen. Wer auch in Gesellschaft gerne schwitzt, dem sei ein Besuch im Sauna-Tipi nahegelegt.

Indianer gespielt wird im Resort meist außerhalb der Wohnzelte: Gut zwei Hektar umfasst der direkt ans Hotel angrenzende Erlebnispark. 25 Stationen wurden auf dem Gelände eingerichtet, zum Klettern, Balancieren, Schaukeln, Hüpfen, Bogen schießen und Floßfahren am kindertauglichen Badesee. Dazu noch ein Streichelzoo mit Ziegen und Ponys. Oder um es mit den Worten von "Hotel-Häuptling" Albert Schmidbauer zu sagen: "Wir bieten mit dieser Anlage Familienurlaub wie früher – ohne großen Firlefanz."

Positive Überraschungen

Der Unternehmer aus Natternbach hat die seit den 1970er-Jahren bestehende Anlage mit Indianer-Inszenierung zum Familien-und Naturressort in der heutigen Form ausgebaut. Und eigentlich möchte man Schmidbauer fast widersprechen: Es drängt sich die Frage auf, ob Familienurlaube früher tatsächlich so vielfältig im Angebot und in der Schwerpunktsetzung waren. Positiv überrascht werden vor allem zwei Kategorien von Urlaubern sein: Kinderhotelgeschädigte und Westernstadttraumatisierte.

Weder hat man mit dem Ikuna eine Spielwiese für durchgeknallte Revolverhelden geschaffen noch eine Kinderverwahrungsanstalt, in der frustrierte Eltern ihre demotivierten Sprösslinge völlig überforderten Betreuern überlassen. "Nur ,Indianer’ als Motto ist aber auch zu wenig. Es geht vielmehr um den Hintergrund", sagt Schmidbauer. Was er damit meint? Vermutlich die Verbundenheit vieler indigener Völker Nordamerikas mit der Natur, in der sie leben. Tatsächlich wurden der Erlebnispark und die Natur bestens miteinander in Einklang gebracht.

Erwähnenswert ist zudem der Umstand, dass die Sonnenterrasse direkt an den leicht erhöhten Spielplatz grenzt. Es funktioniert also, was nur selten gelingt: die Lippen können im Cappuccino-Schaum bleiben, während die Augen auf den Nachwuchs blicken. Positiv auf das Nervenkostüm der Eltern wirkt sich auch der Preis aus: Die Übernachtung mit Halbpension kostet ab 60 Euro, für Kinder je nach Alter bezahlen sie zwischen 25 und 45 Euro.

Bio-Küchenhäuptling

Das Hotelrestaurant ist aussichtsreicher Anwärter auf die "Grüne Haube", die an biozertifizierte Betriebe vergeben wird. Küchenchef Hubert Kügerl setzt auf regionale Produkte und zaubert mit seinem Team Schmackhaftes auf die Teller: hausgemachte Spinat-Bärlauchknödel etwa oder hauchdünne "Sauwald-Fladen" wahlweise mit Spinat und Sauerrahm oder Blutwurstscheiben und Kren, geeisten Kaiserschmarren oder Pudding aus Chia-Samen.

Die größte Überraschung: Es gibt keinen Winnetou-Teller. Man hat dort nicht Geschmack und Hirn mit den Pommes in der Fritteuse versenkt und verzichtet lieber auf Verlegenheitsmenüs für Kinder. Auch Dinkelspaghetti mit selbstgemachter Paradeissauce kommen gut an, und selbst wenn der Nachwuchs unbedingt nach einem Schnitzel verlangt, dann hat sich wenigstens das Schwein zu Lebzeiten beim Biobauern ums Eck gesuhlt.

Schmidbauer selbst scheint von Winnetou und Kollegen aber sehr viel zu halten: Im Herbst erfolgt der Baustart für ein Seminarhotel mit 20 Zimmern – Seminar-Tipi inklusive. (Markus Rohrhofer, 15.5.2016)