Von der Utopie eines anderen Lebens erzählt der israelische Filmemacher Jake Witzenfeld im Festivalbeitrag "Oriented".

Foto: Jake Witzenfeld

Das ethnographische Filmfestival Ethnocineca findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt. Auf dem Programm stehen 61 Filme, die an sechs Tagen in den Wiener Kinos Votiv und De France über die Leinwände flimmern werden. Neben einem umfangreichen Rahmenprogramm im Volkskundemuseum gibt es auch drei neue Wettbewerbe: Ausgezeichnet werden erstmals der internationale, der österreichische und der ethnographische Dokumentarfilm.

Eröffnet wird das Festival am 17. Mai mit "Fest of Duty" der iranischen Filmemacherin Firouzeh Khosrovani. Anhand der unterschiedlichen Lebensentwürfe zweier junger Mädchen thematisiert die Doku die Komplexität von Religion. Zwischen familiären Verpflichtungen, jugendlichen Träumen und gesellschaftlichen Normen loten die beiden Mädchen ihren persönlichen Weg aus, testen Grenzen, diskutieren mit Gott und Freundinnen und geben spannende Einblicke in ein wenig bekanntes Leben in Teheran.

Ausgewählte Programmeinblicke

Vom Leben zweier Frauen auf einem anderen Teil der Erde, nämlich in einem kleinen Dorf in Chile, handelt die Doku "El Legado" von Roberto Anjari-Rossi. Umgeben von Machismo und männlicher Dominanz, beschreibt der Film – unaufgeregt und intuitiv – die Beziehung und das Leben eines Mädchens zu seiner Großmutter. Von einer mysteriösen Selbstmordepidemie unter jungen Menschen inmitten des ländlichen Venezuelas erzählt "The Silence of the Flies" von Eliezer Arias. Der bildmächtige und mehrfach ausgezeichnete Film schildert behutsam die Geschichte von zwei jungen Frauen, die mit 15 Jahren ihr Leben beendeten.

Einblicke in die Lebensrealität einer jungen Frau aus Burkina Faso gewährt der schlicht gestaltete Film "Bintou" von Simone Catharina Gaul. Darin träumt die Protagonistin von einer Karriere als Schneiderin in Europa. Trotz prekärer Lebensumstände verliert sie nicht die Hoffnung auf ein besseres Leben und spart jeden Cent für ihre Zukunft und die ihrer Tochter. Die ägyptische Filmemacherin Kim Beamish hat sich für ihre Doku "The Tentmakers of Cairo" vier Jahre mit ihrer Kamera in die Männerdomäne der Textilkünstler begeben – und derart auch ein Stück jüngster Geschichte Ägyptens nachgezeichnet.

Von der Utopie eines anderen Lebens erzählt der israelische Filmemacher Jake Witzenfeld im Festivalbeitrag "Oriented". Während des Gaza-Konflikts 2014 begleitete er drei homosexuelle palästinensische Freunde auf ihrer Suche nach Anerkennung ihrer sexuellen Identität. Gemeinsam treten sie für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein und demonstrieren auf LGBTQ-Events in den Straßen von Tel Aviv und Berlin. (chrit, 17.5.2016)