Lobt zwar den deutschen Metaller-Abschluss, will darin aber keine Signalwirkung für Österreich erkennen: Gewerkschafter Rainer Wimmer, der im Herbst in den Ring steigen wird.

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Wien – 4,8 Prozent Lohnplus haben die deutschen Metallarbeiter ausverhandelt. Eine angesichts der Nullinflation im Nachbarland respektable Größenordnung für die 3,8 Millionen Beschäftigten der Branche, wie Wirtschaftsforscher meinen, wenngleich die Erhöhung für 21 Monate gilt. Der Abschluss sei "allerhand", meint der hiesige Metallerchef Rainer Wimmer im Gespräch mit dem STANDARD.

Allerdings seien einige Spezifika in Rechnung zu stellen, die eine Vergleichbarkeit mit Österreich erschweren. Einerseits ist die Abdeckung der Branche durch Kollektivverträge in Deutschland viel geringer als in Österreich. Außerdem sind in der Erhöhung auch Einmalzahlungen enthalten, die nicht nachhaltig wirken. Umgelegt auf österreichische Verhältnisse entspreche der Abschluss einer Anpassung der Löhne um zwei bis 2,5 Prozent, meint Wimmer. Eine Gefährdung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit, wie sie angesichts des nun seit mehreren Jahren zu beobachtenden Anstiegs der Lohnstückkosten von einigen Ökonomen befürchtet wird, stellt der Chef der Gewerkschaft Pro-Ge in Abrede.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat eruiert, dass die Lohnstückkosten seit 2011 stärker steigen als die der Handelspartner. Es warnt bereits, dass der Bogen überspannt werden könnte. Weniger Absatzchancen im Export würden sich letztlich negativ auf Beschäftigung und den Konsum auswirken, meint das IW.

"Keine Signalwirkung"

Wimmer will sich für die österreichische Herbstlohnrunde nicht in die Karten blicken lassen. Vom deutschen Abschluss will er "keine Signalwirkung" ablesen. Er hält aber fest, dass das Wachstum in Deutschland höher, die Stimmung besser als in Österreich sei. Das mache eine Weitergabe der Gewinne an die Arbeitnehmer leichter. "Wenn Spitzenfunktionäre der Wirtschaft den Standort krank jammern, beschädigen sie sich selbst", lautet die Ansage des Metallerchefs an die Arbeitgeber.

Er stellt auch klar, dass die heurige steuerliche Entlastung und damit die verbesserte Einkommenssituation keine Berücksichtigung in den Lohnverhandlungen finden werde. "Die Steuerreform wird nicht gegengerechnet. Die haben wir dringend gebraucht. Das ist ein anderes Börsel." Konkretisiert werden die Standpunkte der Gewerkschaft erst im Sommer, wenn das Forderungsprogramm intern finalisiert wird. Im Herbst beginnen dann die Auseinandersetzungen mit den Arbeitgebern. Im Vorjahr kam es für die 120.000 Beschäftigten in der Maschinen- und Metallwarenindustrie zu einer Anpassung von 1,5 Prozent.

EU-Kommissarin mahnt Reformen ein

Ebenfalls um den Arbeitsmarkt und Bezahlung ging es bei einem Besuch der EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen am Donnerstag in Wien. Österreich müsse mehr tun, um Ältere und Frauen stärker in den Arbeitsmarkt zu integrieren, erklärte sie. Sorgen macht der Belgierin auch, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund hierzulande wenig Chancen haben und der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern viel höher ist als im EU-Schnitt.

Weiters sprach sich die Kommissarin für eine Anhebung des Pensionsantrittsalters aus. Man müsse dieses an die Lebenserwartung koppeln, sagte sie in Wien – und heimste sich damit Kritik von ÖGB und AK ein. Das gesetzliche Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung zu binden würde die ohnehin viel zu hohe Arbeitslosigkeit erhöhen, meinen Gewerkschafter Bernhard Achitz und Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske.

Zum Lohndumping äußerte sich auch der Papst. Lohndumping und Schwarzarbeit seien eine Todsünde, sagte Franziskus bei seiner Messe. (as, APA, 20.5.2016)