Bisher schien sich nur einer der großen Autobauer daneben benommen zu haben – VW. Ein halbes Jahr nach Auffliegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte zeigt sich, dass auch andere am Gesetz vorbei produziert haben. Zuletzt wurden Opel und Fiat genannt. Mitsubishi und Suzuki haben sich bereits schuldig bekannt. So erklärt sich nachträglich auch die Reaktion der VW-Konkurrenz: Statt die Wolfsburger nach Aufpoppen des Skandals mit Häme und Spott zu übergießen, hielt man sich auffällig zurück. Wer selbst im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen, besagt ein altes Sprichwort.

Für den deutschen Verkehrsminister, der offenbar schon länger über die Ausweitung des Abgasskandals Bescheid weiß, wäre es angebracht, eine härtere Gangart einzulegen, statt Testergebnisse unter Verschluss zu halten. Schließlich handelt es sich bei dieser Art von Manipulation um kein Kavaliersdelikt. Es geht um Betrug, um vorsätzlichen noch dazu. Im übertragenen Sinn haben wir es mit einer Autoimmunerkrankung zu tun. Wie bei der Krankheit ist das System selbst fehlgesteuert und kann nur durch schonungslose Analyse therapiert werden.

Die Affäre um manipulierte Dieselmotoren, die immer weitere Kreise zieht, könnte dazu beitragen, dem Elektroantrieb doch noch zum Durchbruch zu verhelfen. Dort wird zwar auch geflunkert – Stichwort Reichweite -, Abgasnormen können sicher nicht verletzt werden. (Günther Strobl, 20.5.2016)