Es klingt noch ziemlich vage, wie zusammengeführt werden soll, was nach Dafürhalten maßgeblicher Kräfte in der Wirtschaft zusammengehört. Nichtsdestotrotz ist es eine spannende Diskussion, die nun auch im Energiebereich an Momentum gewinnt. Sollen Grenzen geschleift oder befestigt werden? Das ist die Frage aller Fragen.

Zurzeit sind die Grenzen semidurchlässig: Von Österreich nach Italien fließt wegen fehlender Leitungen wenig Strom, in die Schweiz etwas mehr; einzig nach Deutschland gibt es keine Engpässe. Aber auch hier könnte es zu einer Einschränkung des Stromhandels kommen, sollte Deutschland die gemeinsame Preiszone mit Österreich auf Druck Polens und Tschechiens aufgeben. Die beiden Oststaaten beklagen, dass der an der Nord- und Ostsee produzierte Strom auf dem Weg in den Süden wegen fehlender innerdeutscher Verbindungen ihre Leitungen verstopft.

Energiewende mit Irritationen

Es sind aber nicht nur fehlende Leitungen, die in Zeiten der Energiewende für Irritation sorgen; es sind auch unterschiedliche Gesetzgebungen, Bauordnungen und andere Vorschriften, die mitunter wenig gemein haben. Sie stammen zum Großteil aus Zeiten, da jedes Land, jeder Staat möglichst alles selbst gemacht hat. Gerade erneuerbare Energien, deren Leistungskurve weniger planbar ist als die von Öl- und Kohlekraftwerken oder Atommeilern, bedürfen eines größeren Marktgebietes. Die Alpenregion könnte Vorreiter sein. Wenn sich die Politik drübertraut. (Günther Strobl, 23.5.2016)