Das Projekt am Heumarkt wackelt.

Foto: Wertinvest

Wien – Nach der "Nachdenkpause", die Wiens Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) dem Hochhausprojekt am Heumarkt verordnet hatte, meldete sich am Montag der Investor der Neugestaltung des Areals zu Wort. Von einem Ende des Projekts wollen die Verantwortlichen nichts wissen. Man habe auch bereits das Gespräch mit Vassilakou gesucht. Sie habe die "unerwartet angeordnete Nachdenkpause" sehr deutlich als einen zusätzlichen Arbeitsschritt vor der öffentlichen Auflage der Pläne, aber keineswegs als "Aus" für die Neugestaltungspläne definiert, sagt Daniela Enzi, Geschäftsführerin der Wertinvest Hotelbetriebs GmbH, in einer Aussendung.

Auf breiter Basis sollen nun "Kritikpunkte aufgegriffen und Optimierungspotenziale ausgeschöpft" werden. "Wir sollen nachdenken, nicht pausieren", fasst Enzi zusammen.

Kritik an 73-Meter-Turm

Bemängelt worden waren unter anderem die Proportionalität, die Höhe der Gebäude, die Breite der Durchwegung und das Hereinragen der Eisfläche in den Straßenraum. Von Anfang an hatte der Turm für Luxuswohnungen, der 73 Meter in die Höhe ragen soll, für Aufregung gesorgt, weil er den Status der Innenstadt als Unesco-Weltkulturerbe gefährden könnte.

Enzi jedoch streicht in der Aussendung hervor, dass auch auf öffentliche Interessen eingegangen werde. Das Privatgelände werde – etwa für Verbindungswege – der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt, "wodurch die Lebensqualität der Umgebung und auch die Situation etwa des Konzerthauses deutlich verbessert werden".

Finanziert würden außerdem die neuen Anlagen des Eislaufvereins, ein Schulturnsaal, ein Kongresszentrum sowie die Neugestaltung der Lothringerstraße.

Eislaufverein in Endverhandlungen

Auch der betroffene Wiener Eislaufverein (WEV) äußerte sich negativ zum Stopp des Projekts. Der WEV, auf dessen Gelände zwischen Heumarkt und Lothringerstraße der Bau hätte entstehen sollen, gibt an, mit Projektentwickler Wertinvest in den Endverhandlungen gewesen zu sein. Umso mehr sei man "negativ überrascht, so knapp vor dem Ziel mit dem Stopp konfrontiert zu werden", gab der Vorstand bereits vergangene Woche via Aussendung bekannt.

"Für den WEV war es vor drei Jahren keine leichte Entscheidung, in die Verhandlungen einzutreten. Inzwischen wurde nachhaltig und gut verhandelt und in wesentlichen Punkten eine akzeptable Lösung erarbeitet", hieß es weiter.

Die Wiener Politik habe stets von ihrem Interesse an einer guten Lösung gesprochen. Eine längere Verzögerung und damit einhergehende Rechtsunsicherheit würde "ernste, vor allem auch wirtschaftliche Probleme" zur Folge haben. Der WEV wünsche sich deshalb von Vassilakou ein rasches Klärungsgespräch mit allen Anrainern über das weitere Vorgehen. (mcmt, rwh, 23.5.2016)