Im Folgenden einige Passagen aus der ersten Rede des zukünftigen Bundespräsidenten Alexander Van derBellen am Montag im Wortlaut:

"Österreich hat bewegte Stunden hinter sich. Diese Wahl hat wohl niemanden in Österreich unberührt gelassen. Das Ergebnis ist eine umso größere Verantwortung. Eine Verantwortung für mich als zukünftigen Bundespräsidenten der Republik, aber auch, würde ich sagen, für Norbert Hofer."

"In nationalen und internationalen Medien und Kommentaren wurde viel über aufgerissene Gräben in unserem Land gesprochen. Diese seien sichtbar geworden. Ich möchte das nicht dramatisieren, und ich möchte auch nicht, dass es dramatisiert wird. Diese Gräben haben schon länger bestanden, und vielleicht haben wir in der Vergangenheit nicht genau hingesehen. Das werden wir jedenfalls aufmerksamer und genauer als bisher tun müssen."

"Den Bürgerinnen und Bürgern ist Politik nicht egal. Im Gegenteil: Sie haben ein hohes Interesse und wollen aktiv mitgestalten an der Politik dieses Landes. Daher sollten wir, finde ich, das Augenmerk jedenfalls nicht nur auf die Polarisierung, sofern sie existiert, richten, sondern auf die Politisierung in diesem Land."

"Wir werden eine andere Kultur brauchen, eine andere Gesprächskultur. Eine Politik, die sich nicht so sehr mit sich selbst oder mit der medialen Öffentlichkeit beschäftigt, sondern mit diesen realen Fragen. Mit den realen Sorgen und Ängsten und dem Zorn auch mancher Menschen in diesem Land. Hinschauen, gehört werden. Und das ist natürlich eine zweiseitige Angelegenheit. Wenn ich jemandem zuhöre, dann darf ich auch erwarten, dass mir zugehört wird."

"Mein Ziel ist es, ein konstruktives Gegenüber zu sein, gegenüber der Bundesregierung, namentlich gegenüber dem österreichischen Parlament, damit wir gemeinsam eine neue politische Kultur und Arbeitsweise mitprägen."

"Kurz zu meinem Amtsverständnis: Wenn Sie die letzten fünf Monate verfolgt haben, werden Sie ja wissen, dass ich immer betont habe, behutsam, bedachtsam mit den Rechten und Pflichten des Bundespräsidenten im Sinne der Republik umzugehen. Ich werde Österreich nach außen, gegenüber Europa, gegenüber der Welt bestmöglich vertreten, und nach innen versuchen, das Verbindende, das Verbindliche, das Kooperative in den Vordergrund zu stellen."

"Ich werde selbstverständlich ein überparteilicher Bundespräsident sein, für alle Menschen in diesem Land. Diese Überparteilichkeit erfordert, dass ich ab heute meine Mitgliedschaft bei den Grünen ruhend stelle."

"Ich finde, man kann den Gleichstand auch so sehen: Wir sind eben gleich. Es sind zwei Hälften, dieÖsterreich ausmachen. Die eine Hälfte ist so wichtig wie die andere. Ich könnte sagen: Du bist gleich wichtig wie ich und ich bin gleich wichtig wie du. Und gemeinsam ergeben wir dieses schöne Österreich." (APA, 23.5.2016)