Wien – Die Unzufriedenheit mit dem Ergebnis der Bundespräsidentenwahl führt bei einigen Usern in sozialen Netzwerken zu Beschimpfungen und teils offenen Gewaltandrohungen gegen den designierten Präsidenten Alexander Van der Bellen. Auch von einem "sicheren Wahlbetrug" ist vor allem in Kommentaren auf den Facebook-Seiten der FPÖ zu lesen.

"Gründet endlich Banden, die agieren und notfalls zuschlagen. Auf die FPÖ kann ich mich nicht verlassen", schreibt ein Facebook-User in einem Posting, das dem STANDARD vorliegt. "Ab jetzt heißt es kämpfen."

"Nicht friedliche" Demonstration gefordert

"Jeder, der noch halbwegs Österreicher ist, soll zeigen, dass wir uns wehren", schreibt ein anderer. In einer geschlossenen Gruppe wird zu einer Demonstration vor der Hofburg aufgerufen – "aber diesmal ned eine friedliche". Eine Petition mit dem Titel "Ich erkenne Van der Bellen als meinen Präsidenten nicht an" wurde am Dienstag von mehr als 19.000 Personen unterstützt.

Der FPÖ-Obmann ruft seine User unterdessen zur Mäßigung auf und sah sich nach eigenen Angaben gezwungen, einige seiner eigenen Beiträge zu löschen:

Verstärkter Schutz für Van der Bellen

Im Innenministerium kennt man die Bedrohung und nimmt sie "sehr, sehr ernst", sagt ein Sprecher dem STANDARD. Natürlich werde ein gewählter Präsident "generell unter Personenschutz gestellt, aber in diesem Fall ist der Schutz höher, als es normalerweise der Fall ist". Als Reaktion auf die massive Bedrohung sei über den Personenschutz hinaus bereits ein besonderes Sicherheitskonzept erarbeitet worden, das man öffentlich freilich nicht erläutern werde.

Das Einsatzkommando der Cobra ist für den Schutz Van der Bellens verantwortlich. Auch ein Gespräch der Sicherheitsleute mit Van der Bellen gab es am Dienstag.

Privatadresse veröffentlicht

Auf der Seite von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache forderte ein Mann offen mit Klarname zu "Anschlägen" an Van der Bellens Wohnadresse auf, die ein anderer zuvor gepostet hatte. Das Posting wurde gelöscht, liegt dem STANDARD und dem Innenministerium aber als Screenshot vor. Laut seinem Profil arbeitet einer der Männer in einem Pflegeheim. (Sebastian Fellner, Colette M. Schmidt, 24.5.2016)