Immer wieder Opferrolle: Schon vor dem Wahlsonntag legte die FPÖ die Saat für Verschwörungstheorien, indem sie unterschwellig Manipulationen bei den Wahlkarten andeutete, und auch am Dienstag noch setzte der Parteichef ein einschlägiges Posting ab. Ein seltsames Resultat aus Linz, befand Heinz-Christian Strache via Facebook, werfe Fragen auf – und viele Konspirationsexperten im Internet beantworteten diese ganz im blauen Sinne.

Ein paar Stunden danach brach offenbar der Möchtegernstaatsmann in Strache durch. Er löschte sein Posting und stellte einen Aufruf zur Besonnenheit ins Netz: Demokratische Wahlergebnisse seien zu akzeptieren. Allerdings verhallte der Appell nicht nur bei vielen seiner Fans, sondern auch beim Urheber selbst. Wenig später ging Strache vor den Medien erst recht wieder mit den angeblichen Ungereimtheiten in Linz hausieren, obwohl sich diese längst als harmloses Darstellungsproblem entpuppt haben.

Es ist das gute Recht einer knapp unterlegenen Partei, eine Wahl anzufechten; die FPÖ beteuert, dies nur dann zu tun, wenn es einen plausiblen Verdacht auf Auszählungsfehler gibt. Indem sich Strache und Co an dieses Gelübde halten, könnten sie demokratische Reife beweisen – wenn sie gleichzeitig aufhören, Verschwörungstheorien Nahrung zu geben. Denn sonst liegt der Verdacht nahe, dass die FPÖ auch ohne Anfechtung nur eines will: eine Diskreditierung der Wahl Alexander Van der Bellens. (Gerald John, 24.5.2016)