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Abtreibungsgegner vor einer Planned Parenthood-Einrichtung. Mittels neuer Technologie schicken einige Pro Life-Organisationen ihre Botschaften nun direkt auf die Smartphones von Frauen in Abtreibungskliniken.

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Abtreibungsgegner in den USA haben einen neuen Weg gefunden, wie sie gezielt Frauen in Abtreibungskliniken erreichen. Mithilfe standortbasierter Werbung schicken sie Botschaften direkt auf die Smartphones der Frauen, die sich in einer Abtreibungsklinik aufhalten.

Werbung mittels Geofencing

Die Idee dazu hatte die Bostoner Werbefirma Copley Advertising, berichtet "Rewire". Bei der Geofencing genannten Technologie wird quasi ein virtueller Zaun um ein bestimmtes Gebiet errichtet. Betritt eine Person mit aktivierten Standortdiensten am Smartphone dieses Gebiet, kann ihr gezielt Werbung in einer App angezeigt werden, die ebenfalls Standortdaten nutzt und Anzeigen ausspielt.

Unternehmen nutzen diese Technologie beispielsweise um Kunden in der Nähe ihres Geschäfts einen Gutschein zu schicken, oder sie auf Rabattaktionen aufmerksam zu machen. Copley Advertising erreicht damit nach eigenen Angaben aber auch alle Planned Parenthood-Kliniken in den USA. Informationen über den Smartphone-Besitzer werden aus verschiedenen Kanälen über Berechtigungen in Apps oder etwa Gewinnspiele gesammelt, die ihre Daten an Marktingfirmen verkaufen. Wie genau Copley Advertising auf seine Zielgruppe für Antiabtreibungsbotschaften kommt, erklärt "Rewire" in einem YouTube-Video.

Rewire

Prinzipiell können die so ausgespielten Anzeigen auch noch dann auf die Smartphones geschickt werden, wenn die Nutzer das definierte Gebiet bereits verlassen haben. Im Fall der Antiabtreibungswerbung würden sie aber nur an Frauen ausgeschickt, solange diese sich in der Klinik aufhalten, so Copley Advertising.

Hunderttausende Frauen erreicht

Zu den Kunden der Werbefirma zählen laut Bericht RealOptions, Betreiber von Krisenschwangerschaftszentren, und die Adoptionsagentur Bethany Christian Services. In einer der RealOptions-Anzeigen heißt es etwa, dass es die Wahl der Frauen sei abzutreiben und verweist auf weitere Informationen auf der Website. Beiden Organisationen wird vorgeworfen Druck auf Schwangere auszuüben, unter anderem auch indem falsche Informationen zu Abtreibungen verbreitet werden. Copley Advertising hat nach eigenen Angaben bereits 800.000 Frauen im Alter zwischen 18 und 24 mit der Kampagne erreicht.

Beobachter zeigen sich über die neue Vorgehensweise alarmiert. Als "unglaublich unethisch und unheimlich", bezeichnet es etwa der Marketing-Experte Brian Solis. Verboten dürfte die Methode von Copley Advertising unter US-amerikanischen Recht laut Juristen allerdings nicht sein. (red, 14.8.2016)