Foto: Guido Gluschitsch
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Welchen Schabernack hätte Komikstar Mr. Bean mit einem Mini Cabrio anrichten können? Kopfsprung ins offene Fahrzeug, mit 231 Pferden im John Cooper Works als Autowildling die Fußgeher erschrecken, es fiele einem einiges ein. Er musste sich in seinen frühen Filmtagen aber mit einem zwergenhaften Mini begnügen. Nebeneinander gestellt wirkt der historische Kasten des genialen Konstrukteurs Alec Issigonis gegenüber dem aktuellen, frisch nachgestylten Mini Cabrio wie das Beiboot oder der arme Verwandte.

Foto: Guido Gluschitsch

Autoaffine Kleinkinder – wie etwa Karoline mit ihren sechs Jahren – können sich heute sofort mit dem Mini Cabrio identifizieren. Die "Spielerei" der Dachöffnung in 18 Sekunden haben sie sofort drauf, auch die Möglichkeit der verkürzten Schiebedachfunktion, wo die Dachholme noch an der A-Säule fixiert bleiben, beherrschen sie sofort. Ab diesem Moment geht es ums Prestige, um den eleganten Auftritt, obwohl der Kopf kaum über die Gürtellinie herausragt. "Fahren wir offen, damit mich vielleicht eine Schulfreundin sieht" – Prestige scheint bereits im Volksschulalter gefragt zu sein.

John Cooper Works

Das Mini Cabrio mit dem Schriftzug "John Cooper Works" auf Haube und Heck signalisiert auch dem Laien: Hier kann kräftig Gas gegeben werden, premiumgerechtes Erscheinungsbild ist im Preis inkludiert. Große Lufteinlässe an der Vorderfront, LED-Leuchten, exklusive Seitenschweller garantieren schon optisch eine Alleinstellung.

Foto: Guido Gluschitsch

Doch der Link zum genialen englischen Motorentuner John Cooper erzählt großes Kino, weckt Erinnerungen an den sensationellen Auftritt "seiner" Minis anlässlich der Rallye Monte Carlo 1964, welche zum Schrecken der gesamten etablierten Konkurrenz Gesamtsieger wurden. Das Originelle daran ist, dass John Cooper durch seine Heckmotortechnik der Formel-1-Rennwagen berühmt wurde, im Mini regiert aber der Frontantrieb.

Gokart-Vergleich

Die Rallye Monte Carlo im aktuellen John Cooper Works nachzuspielen heißt, Maß und Ziel im Auge zu haben, vor allem aber einsame Straßen. Der Mini wird oft mit dem Gokart verglichen wegen seiner Eigenschaft, sich ruck, zuck um die Ecke werfen zu lassen, blitzschnelle Ausweichmanöver zuzulassen, wozu die direkte Lenkung geradezu einlädt.

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Das geht natürlich mit 231 PS des 2,0-Liter-Turbomotors prächtig, nur manchmal zerrt die Kraft an der Vorderachse, denn die elektrische Sperre ist eher symbolhaft. Gokarts sind bekanntlich beinharte Einsitzer ohne jeden Komfort, das Mini Cabrio, immer näher seiner frontgetriebenen BMW-Verwandtschaft, lässt aber keinen Zweifel aufkommen, dass hier die Oberklasse regiert, der Blick auf die Preisliste bestätigt es.

Taschenablage

Die beiden Vordersitze bieten auch Menschen mit langen Beinen ausgezeichneten Sitzkomfort. Die zweite Sitzreihe weist nur am Werbefoto auf einen Viersitzer hin, Kinder, eher aber Gepäckstücke werden dort untergebracht.

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Bei der Lancierung des neuen Cabrios rund um den Genfer Salon 2016 wurde großen Wert auf die Innenraumgestaltung gelegt, wertvolle Materialien sind zum Muss geworden. Das Armaturenbrett mit seinen vielen Schaltern und Anzeigen unter Einbeziehung der Mittelkonsole ähnelt einem Flugsimulator, das zentrale Rundinstrument mit Navi und Entertainmentfunktion liegt exakt im Augenbereich, die Sprachausgabe funktioniert perfekt, ist aber eine aufpreispflichtige Option.

Hartes Fahrwerk

Das gilt auch für das Head-up-Display, mit Sonnenbrille etwas schwer ablesbar. Die sechs Gänge der Automatik gleiten kaum spürbar in ihre Stellungen, das durchaus harte Fahrwerk und der etwas kurze Radstand machen sich auf unkultivierten Straßen bemerkbar. Bei einer kaum realisierbaren Spitze von 246 km/h dominiert die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in knapp sechs Sekunden, umgeben von einem moderaten Supertestverbrauch von 8,6 Litern auf 100 km. Gelassen zu cruisen, frech im Auftritt, so positioniert sich das John-Cooper-Works- Cabrio als Wolf im Schafpelz. (Peter Urbanek, 9.6.2016)

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ZWEITE MEINUNG

Der Mini ist ein schnuckeliges Spielzeug mit vielen runden Anzeigen und Knöpfen, so viel, dass sich Lala und Po von den Teletubbies ewig spielen könnten. Und vergessen, dass sie in einem 231-PS-Gerät sitzen. Der straffe Kleine mit der schönen blauen Haut zieht recht forsch über die Straßen – eine konzentrierte, harte Hand ist Bedingung. Bei aufgewickeltem Dach am Heck kann man sich den Rückspiegel sparen, um den MX 5 zu erspähen – die Bodensicht ist weithin versperrt. Sonst? Echt super! (Armin Karner)